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26.12.2016

»Ich wollte schon als Kind singen«

 

Der Jubel nach jeder Vorstellung von Verdis »Rigoletto« ist groß, das komplette Ensemble wird gefeiert – allen voran Amartuvshin Enkhbat in der Titelrolle. Der dreißgjährige, kürzlich zum kulturellen Gesandten seines Landes ernannte, mongolische Bariton singt zum ersten Mal in Deutschland und debütierte in Kiel mit einer der anspruchsvollsten Partien seines Faches. Zwischen den Vorstellungen nahm er sich Zeit für ein Gespräch.   

Was hat es mit der Rolle des Rigoletto auf sich?     
Sie ist einfach sehr schwierig! Ich habe mit 25 Jahren angefangen, den Rigoletto zu studieren und zu singen. Viele Leute meinten, das sei gefährlich und zu früh. Eigentlich habe ich erst während der Arbeit verstanden, was sie meinten. Aber da habe ich mich schon herausgefordert gefühlt, und ich habe die Herausforderung angenommen.   

Hast Du Vorbilder?
Das Wichtigste ist, seinen eigenen Weg und sich selbst zu finden. Natürlich habe ich auch andere Sänger gehört, vor allem in Aufnahmen aus den 50er und 60er Jahren, aber DAS Vorbild gibt es nicht. Jeder hat auf seine Art gesungen, ich habe es gehört und probiert, was zu mir und meiner Stimme passt, habe es für mich neu zusammengesetzt.

Wie bist Du zum Operngesang gekommen, stammst Du aus einer Musikerfamilie?
Nein, aber ich wollte schon als Kind singen. Nach dem Abitur habe ich in an der Hochschule von Ulaanbaatar Gesang studiert. Man kann dort entweder klassischen Gesang studieren oder den mongolischen Kehlkopfgesang. [Eine Oberton-Gesangstechnik, durch die ein Sänger gleichzeitig zwei Töne erzeugen kann.] Nach Abschluss meines Studiums bin ich 2009 an das Staatliche Opernhaus der Mongolei engagiert worden.  Es gibt in der Mongolei nur dieses eine Opernhaus in Ulaanbaatar, und das auch erst seit 60 Jahren.

Wieviele Studenten wart ihr denn?
Zu Beginn waren wir 80, das Studium abgeschlossen haben 54, und fünf von uns sind engagiert worden, zwei in den Chor. Die Konkurrenz ist groß und die Arbeitsmöglichkeiten sind sehr begrenzt.   

Internationales Aufsehen hast Du 2015 in Cardiff  beim Internationalen Gesangswettbewerb des BBC erregt, Du hast dort auch den Publikumspreis erhalten. Wie kam es dazu?
Das war eine logische Folge der Wettbewerbe, an denen ich vorher schon teilgenommen hatte. [Und Preise »ersang« wie den 2. Preis beim Mongolian National Competition for Young Opera Singers 2009, den 1. Preis beim Internationalen Opernwettbewerb BAIKAL in Russland 2011, den Publikums- und den 2. Preis beim XIV. Tschaikowski-Wettbewerb in St. Petersburg 2011 oder den 1. Preis im Operalia-Wettbewerb in Beijing 2012.] Es hieß, der Wettbewerb in Cardiff sei der Wichtigste, ich habe es einfach versucht.

Wie kam es zu dem Engagement in Kiel?
Durch meinen Agenten und ein Konzert in Italien, das der hiesige Operndirektor Herr Linden gehört hat. Ich bin sehr glücklich und dankbar, weil ich noch nie längerfristig in Europa sein konnte. Hier konnte ich während der Probenzeit auch das Leben außerhalb des Theaters kennenlernen und konnte mit mehr Ruhe an die Rolle herangehen, das hilft beim Singen! Die Atmosphäre war und ist sehr gut, alle Kollegen sind sehr freundlich, ich habe viel lernen und ausprobieren können.   

Wie sehen Deine nächsten Pläne aus?
Ausruhen, lernen und studieren, vor allem Verdipartien. Dann werde ich im Teatro San Carlo in Neapel den Rigoletto singen, in Moskau den Grafen Luna im »Troubadour« und dann in Tel Aviv und in Salerno den Don Carlos in »Die Macht des Schicksals«.  

Das Gespräch führte Cordula Engelbert, mit herzlichem Dank an Dr. Terbish Taivankhuu für die Übersetzung.