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Blame it on the moondog

Geschichten am Rande der Nacht: Getriebene, Unerfüllte und Einsame bevölkern die Stadt. Die Nacht der langen Schatten bricht an. Es ist, als schlendere Tom Waits durch die Gassen mit einer Überdosis Schwermut im Gepäck. Ein Tanzabend wie eine moderne Geisterbeschwörung – ohne Tischerücken und Hokuspokus, aber mit mattschwarzen Balladen über blutende Herzen und finstere Nachtgestalten.

Die Grazer Band »The Base« ist gleichbedeutend mit avanciertem Rock, denn die Musik geht in die Herzen und in die Beine. »The Base« steht für charismatische Songs für die Nacht und schafft einen Soundtrack für verwegenen Tanz, choreografiert von dem langjährigen Grazer Ballettdirektor Darrel Toulon. Yaroslav Ivanenko, der Darrel Toulon über viele Jahre verbunden ist und ihn mit seinem Stück Schiz zur Kieler Ballettgala im Juni 2013 eingeladen hatte, wird ein eigenes Stück zu dem Abend beisteuern.

Choreografie Darrel Toulon / Yaroslav Ivanenko
Musik The Base u.a.

Premiere: Samstag | 9. April 2016 | Opernhaus

Einführung jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn

Nach der Vorstellung am 3. Juli 2016 findet im 1. Foyer das Nachgespräch "Psychoanalyse und Theater" statt.

Audio

Blame it on the moondog

ab dem 9. April im Opernhaus Kiel

Pressestimmen

Ruhige Bilder vor dem Sturm (11.04.2016)

Bei Blame it on the Moondog … geht die Post ab, dieser Dynamik kann sich keiner entziehen. Die Tänzer  überzeugen in einer brillant umgesetzten Choreografie zwischen expressiver Bewegungssprache und halsbrecherischer Akrobatik. Geschminkte Männer auf Highheels, Frauen in Herrenunterwäsche und korpulent ausstaffierte Tänzer mit Lockenwicklern im Morgenrock: Es gibt reichlich Futter für’s Auge in dem Stück von Darrel Toulon, mit dem der Gastchoreograf aus Österreich im Vorjahr nach 15 Jahren als Ballettchef in Graz seinen Abschied nahm. … Zwölf pechschwarze Songs die mal düster klingen wie „The Doors“, mal rockig wie „The Red Hot Chilli Peppers“, liefern die Grundlage für Momentaufnahmen einer bewegten Nacht. Auf einer Bühne, die Jürgen Kirner mit Treppen, Mauern und Gerüsten als eine Art Hinterhof eingerichtet hat, hängen die Tänzer als Meute ab. … Projektionen von Feuersbrünsten heizen die Atmosphäre an, für die der Choreograph eine Körpersprache zwischen albtraumhafter Schwere und überbordender Lebensfreude gefunden hat. Edward James Gottschall und ein großartiger Shori Yamamoto, der eindrucksvoll vor Augen führt, dass manchen Menschen fliegen können, liefern dabei als ewige die inhaltliche Klammer des rauschhaft bunten Bilderreigens, der bisweilen an eine Tanzshow denken lässt.

Ganz andere Töne schlägt im ersten Teil des Abends Yaroslav Ivanenko an, der ähnlich wie Toulon auf Elemente des klassischen Balletts weitgehend verzichtet. When she went away nennt er sein meditativ konzipiertes Stück, das vom magischen Akkordeon des Finnen Kimmo Pohjonen und der sphärisch elektronischen Musik des Briten Max Richter getragen wird. … Poetisch sind diese vom Publikum mit Bravorufen bedachten Bilder – die Ruhe vor dem Sturm, der nach der Pause der Moondog entfesselt.

Schleswig-Holsteinische Landeszeitung - Sabine Christiani

Aus Nacht und Traum (11.04.2016)

Türsteher, Mafiosi oder Matador der eigenen Träume: Der Mann (Edward James Gottschall) oben auf der Brücke kann alles sein, wie er da breitbeinig steht, den Blick ins Publikum oder auch in weite Fernen gerichtet, derweil am Boden ein Knäuel bunter Gestalten auf die Bühne quillt. Unterweltwesen, getrieben und gezogen von pumpenden Beats. Und schon geht es los, mitten hinein in Darrel Toulons Episoden aus Nacht und Traum, die der Choreograf in Blame it on the Moondog ausbreitet. Ein rasantes schwüles Tanzstück … Zu den druckvollen, zwischen Tom Waits und Americana-Wehmut flirrenden Songs der Grazer Indie-Band The Base und der nachtdunkel raunenden Stimme von deren Sänger und Texter Norbert Wally.

Darrel Toulon konfrontiert Neoklassik mit allem, was ihm sonst noch von Tabledance bis Flickflack in die Quere kommt. Er zeigt Poser und Träumer, Zuschauer und Wartende, Verliebte und Verlassene. Und er lässt den Tänzern Raum für ihre Eigenheiten…Man hat das Kieler Ballett schon öfter in Partylaune erlebt… Aber hier dreht die Spirale noch ein paar Windungen weiter, bis Tanz und Musik zum pumpenden Rausch verschmelzen. Das funktioniert in der Tradition des Rave als gnadenlose Überwältigung, …und macht mit dem entfesselten Kieler Ballett einfach bloß Spaß…

Kiels Ballettchef zeigt seine Compagnie in der halbstündigen Choreografie When She Went Away puristisch konzentriert und filigran, zettelt ein assoziatives Spiel an mit dem Ungewissen. Auch eine Nachtfantasie, bloß anders. …Da gibt es spektakulär hohe Beine, luftige Arme und verwinkelte Hebefiguren. Und die Tänzer verschmelzen zu Clustern und rätselhaft amorphen Wesen, fließen zurück in akkurate Reihen und driften in alle Winde wieder auseinander. …Dazwischen ist die fantastisch biegsame Marina Kadyrkulova eine Art Alice im Wunderland, ... Ein feines Vexierspiel, auf dessen Kehrseite sich nach der Pause Toulons Moondog-Spektakel entfalten kann… Rauschender Applaus.

Kieler Nachrichten - Ruth Bender

Jenseits des Schlafes: Träumen oder Tanzen (10.04.2016)

Was die Kieler Compagnie unter Darrel Toulons Anleitung hier entfacht, ist pure Energie, wilde Entschlossenheit und Hingabe an die animierenden Rhythmen der wechselvollen Songs und ihrer stimmungsvollen Geschichten. Mögen sie von Trennung und Wiederfinden erzählen, oder von Zuneigung und Kampf. Was auch geschieht, Trauer oder Lust, Angriff oder Verletzung, alles wird Tanz. Der Refrain im Titelsong Blame it on the Moondog gibt es unwiderstehlich vor: „Bye bye baby, have a good night now.“ Sowas schwappt über die Rampe direkt ins beglückte Publikum.

Hansen & Munk - Christoph Munk

Hoch ästhetisch (01.06.2016)

Androgyne Wesen schälen sich im fahlen Licht heraus, finden in athletisch virtuosen Duetten und Trios zueinander. Ivanenkos Handschrift ist geprägt von ausdauernd geschmeidigem Gleiten. Zur Musik von Kimmo Pohjonen und Max Richter erhebt er hier seinen Stil zum durchgehenden Motiv – spannungsvoll ausgelotet, sinnfällig überzeichnet, hoch ästhetisch. …

Sobald Toulon den Mondhund von der Leine lässt, kommt Farbe ins Spiel. Eine schrille Meute hangelt sich von einem Gerüst herab, das den Bühnenraum in Ebenen teilt, geht provozierenden Blicks auf die Zuschauer zu. .. Im furiosen Finale siegt die Show.

Tanz - Irmela Kästner