Das Rheingold
Geld oder Liebe, das ist hier die Frage! Denn nur derjenige, der auf die Liebe verzichtet, kann aus dem Rheingold den Ring schmieden, der ihm maßlose Macht verleihen wird. Niemand ist bereit, diesen Preis zu zahlen, bis ein frustierter Alberich den Handel eingeht und den Ring anfertigt. Einmal in der Welt, weckt der Ring Begehrlichkeiten. Nicht nur Gott Wotan überlegt, wie er an den Ring gelangen könnte ...
Richard Wagners Welt entsteht aus dem Nichts. Die berühmten Anfangstakte des Rheingold beginnen in tiefsten Tiefen, zunächst weniger hör- als spürbar, ein undefinierbares Grollen wächst zu Es-Dur-Klängen heran, aus denen ein Geflecht von Themen und Motiven entsteht, ineinander verwoben oder gegeneinander kämpfend, bis sich dieser musikalische Kosmos nach etwa 15 Musikstunden im Des-Dur-Schlussakkord der Götterdämmerung auflösen wird.
Der Vorabend von Richard Wagners »Bühnenfestspiel« Der Ring des Nibelungen steht seit der Spielzeit 2015/16 wieder im Kieler Spielplan.
Wiederaufnahme am 1. Februar 2019
Spieldauer ca. 2 Stunden 30 Minuten (keine Pause)
Ganz konkret (30.04.2016)
Glückliches Kiel: Nicht einmal zwei Jahrzehnte sind seit dem letzten »Ring« vergangen, da bietet das Opernhaus seinem Publikum schon eine neue Inszenierung des Zyklus an. Wobei die jetzt im Entstehen begriffene Version - das zeichnet sich nach den Premieren der ersten beiden Teile ab - einen interessanten Kontrast zur vorigen bildet. [...]
Daniel Karasek tritt mit seiner Regie als ein wesentlich konkreterer Erzähler auf. »Das Rheingold« lebt von schönen, bisweilen allzu statischen Bildern und schließt märchenhafte Elemente mit ein. [...] Der erzählerische Duktus der Inszenierung setzt sich in der »Walküre« fort.[...]
Die Solisten hat man in Kiel mit glücklicher Hand gewählt. Thomas Hall singt den Wotan mit resonanzreichem Bariton und mustergültiger Diktion. Jane Duttons Brünnhilde verfügt über eine jubelnde Höhe für die mächtig auftrumpfenden »Hojotoho«- Rufe und die kraftvollen Passagen in der Auseinandersetzung mit Wotan im dritten Akt. Besonders eindrucksvoll ist das Geschwisterpaar Siegmund und Sieglinde besetzt: Bryan Register hat die Meriten eines echten Heldentenors, wenn er die »Wälse«-Rufe mit machtvollem Ton und langem Atem präsentiert; Agnieszka Hauzers expressiver jugendlich-dramatischer Sopran steigert sich durch die drei Akte hindurch bis zu einem herrlich aufblühenden »O hehrstes Wunder!«. Bemerkenswert auch die vokalen Visitenkarten, die im "Rheingold« Jörg Sabrowski als Alberich, Fred Hoffmann als Mime und Rena Kleifeld als Erda für ihre nioch folgenden Auftritte abgeben. Georg Fritzsch lässt die Partitur detailliert ausmusizieren und unterstreicht damit die Tendenzen der Inszenierung zu Konkretion.
Ein vielversprechender Auftakt zu einem »Ring«, der im März 2017 mit »Siegfried« fortgesetzt und 2018 mit der "Götterdämmerung" seine Abrundung finden soll.
Die Opernwelt - Gerhart Asche