Eine Stille für Frau Schirakesch
In genau 77 Minuten soll auf dem Marktplatz von Tschundakar Frau Schirakesch gesteinigt werden. Zeitgleich beginnt im deutschen Fernsehen eine Talkshow, die der grausamen Tat aus der Ferne still gedenken will. Eingeladen hat die Moderatorin Hilda Ludowsky dazu die junge Soldatin Rose, die kürzlich traumatisiert von einem Militäreinsatz zurückgekehrt ist, sowie ihren Vater Herrn Fahnenberg, der seinem Namen alle Ehre macht. Daneben sitzen die Schönheitsköniginnen Ruth und Heidrun, die gerade mit einer Bikiniparade in Tschundakar für Zündstoff sorgten, und Herr Gert, ein General, dessen Truppe auf dem Markt von Tschundakar immerhin ein Dixie-Klo aufbauen konnte, um den Frauen dort das Leben zu erleichtern. Noch bevor die Sendung losgeht, geraten die Gäste aneinander und von Stille kann in der eskalierenden Debatte um Aufklärung und Menschenrechte bald buchstäblich nicht mehr die Rede sein.
Die bekannte Dramatikerin Theresia Walser hat eine wunderbar leichte, dabei gleichzeitig bitterböse Komödie auf unsere Medienwelt, auf Opportunismus, den Drang zur Selbstdarstellung und auf vorgegaukeltes, politisch pseudokorrektes Gutmenschentum geschrieben.
Premiere am 28. September 2014
Dauer: ca 1 Stunde, 30 Minuten (keine Pause)
Audio
Werkeinführung in zwei Minuten
Premiere am 28. September im Studio Schauspielhaus