Fr | 10.10. | 20:00 | Restkarten | ||
Sa | 11.10. | 20:00 | Karten | ||
Mi | 22.10. | 20:00 | Karten | ||
Do | 30.10. | 20:00 | Restkarten | ||
Fr | 07.11. | 20:00 | Restkarten | ||
So | 09.11. | 16:00 | Restkarten | ||
Sa | 15.11. | 20:00 | Restkarten | ||
Mi | 26.11. | 20:00 | Restkarten |
Otto und Anna Quangel sind ein Berliner Arbeiterehepaar, unauffällige Mitläufer in Hitlers Nazi-Staat. Doch als sie erfahren, dass ihr einziger Sohn an der Westfront gefallen ist, zerbricht in ihnen der letzte Rest an Vertrauen in das NS-Regime. Werkmeister Quangel beginnt, Karten mit Aufrufen gegen Hitler und seinen Krieg zu schreiben, die er gemeinsam mit seiner Frau in den Treppenhäusern von Berliner Häusern ablegt. Das Ehepaar träumt von einer ständig wachsenden Zahl an Gleichgesinnten, die früher oder später zum Sturz des Systems beitragen werden, ahnt aber nicht, dass man bereits ihre Spur verfolgt.
Hans Fallada entnahm den realen Fall einer Gestapo-Akte und schuf mit seinem letzten Roman eine eindringliche Darstellung des Widerstands der kleinen Leute.
Pressestimmen
Theater mit Gänsehaut-Garantie (22.09.2025)
Yvonne Ruprecht und Imanuel Humm als Ehepaar Quangel stehen im Mittelpunkt, acht weitere Schauspieler übernehmen bis zu sechs Rollen und zeigen, dass auch ein Auftritt von wenigen Minuten Akzente setzen kann. Unter anderem glänzt Marius Borghoff als schmieriger Denunziant und überforderter Kriminalrat, Felix Zimmer als öliger Conferencier einer Nazi-Party und irrtümlich beschuldigtes Bauernopfer.
Philipp von Schön-Angerer zeigt den Gestapo-Kommissar als Getriebenen zwischen scheinbarer Sanftheit und nackter Brutalität. Besessen von der Suche nach dem Kartenschreiber versieht er jeden Fundort auf dem Stadtplan mit einem roten Fähnchen. Auf der große Projektion im Bühnenhintergrund sehen die dreieckigen Fähnchen aus wie Flugzeuge, die nach und nach zu einem bedrohlichen Schwarm anwachsen. Theater mit Gänsehaut-Garantie.
SHZ - Sabine Tholund
»Jeder stirbt für sich allein« ist mehr als nur eine Theateraufführung (20.09.2025)
Das Schauspielensemble lieferte durchweg großartige Leistungen ab. Immanuel Humm als Otto und Yvonne Ruprecht als Anna Quangel bildeten das emotionale Zentrum des Stücks. Humm gelang es, die Wandlung vom sturen Arbeiter zum stillen Widerstandskämpfer glaubhaft zu verkörpern, während Ruprecht die innere Zerrissenheit einer Frau zwischen Angst und Pflichtgefühl eindringlich darstellte.
Besonders beeindruckend war daneben Philipp von Schön-Angerer als Kommissar Escherich, der die Kaltblütigkeit der Gestapo ebenso glaubhaft zu transportieren wusste, wie das späte Zweifeln am System. Die gesamte Gestapo-Riege, allen voran Marko Gebbert als Obergruppenführer Prall, sorgte mit ihren Gewaltausbrüchen für Momente echter Bedrängnis im Zuschauerraum.
Zu loben sind aber weniger einzelne, als vielmehr das gesamte Ensemble, auch, weil die meisten Schauspieler:innen gleich in mehreren Rollen agierten und die Wandlungen zwischen den verschiedenen Charakteren nicht nur nahtlos gelangen, sondern immens zur Vielschichtigkeit der Inszenierung beitrugen.
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Die Kieler Aufführung von »Jeder stirbt für sich allein« ist mehr als nur eine Theateraufführung – sie ist ein eindringliches Mahnmal gegen das Vergessen und ein Appell für Zivilcourage. Das Theater Kiel hat mit dieser Produktion ein wichtiges Zeichen gesetzt und bewiesen, dass Falladas zeitloses Werk auch heute noch seine volle Wirkungskraft entfalten kann.
atemlose Stille, bevor der Applaus losbricht (22.09.2025)
Yvonne Ruprecht und Imanuel Humm lassen dieses Paar und seinen ganz privaten Widerstand in stiller Schlichtheit leuchten. Er ein knorriger Typ mit Rückgrat, unter dessen wütender Sturheit Humm auch Wärme aufscheinen lässt. Sie nicht minder klar in ihrer Haltung, die Yvonne Ruprecht zwischen Furcht und Entschlossenheit auspendelt. So balancieren sie auf feinem Grat, als Menschen und als Repräsentanten des Menschlichen.
Sie sind der Dreh- und Angelpunkt, an dem sich alle festmachen in diesem Spiel. Das Zentrum, um das herum Heidorn einen Großstadtkosmos entfaltet. Und da hat jeder seine Glanzmomente. Marius Borghoff als so grob geschnitzter wie schlieriger Spitzelnachbar. Claudia Friebel als Briefträgerin mit schwerer Tasche und schwerer familiärer Last.
Friebel setzt diese Eva Kluge fast wie einen Fremdkörper in die Szenerie, trotzig im festen Willen, anständig zu bleiben. Marko Gebbert fährt den Obergruppenführer und Bestimmer mal irre, mal furchterregend monströs fest im Eiertanz zwischen Schlagerpathos und Machtbewusstsein. Und Felix Zimmer ist als hitzig überzeichneter Conferencier so gruselig überzeugend wie als Denunziant mit Aufmerksamkeitsdefizit.
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Ellen Dorn und Mischa Warken geben verschiedenen Rollen sehenswertes Gesicht. Escherich, den Gestapo-Kommissar, der zum Opfer seines Systems wird und am Ende vielleicht der Einzige von Quangels Aktions Bekehrte ist, spielt Philipp von Schön-Angerer in all seiner Ambivalenz aus. Und da ist die junge Trudel, die Rebekka Wurst zartstark ins Spiel stellt. Mit einem fulminant herausgebrüllten Requiem auf die verlorene Zukunft der Jungen.
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Und man sieht in diesem beklemmenden, dabei immer wieder auch unterhaltsamen Abend das Monströs-Böse und wie es die Gesellschaft infiltriert. Aber auch die Kraft des inneren Widerstands. Danach ist erstmal atemlose Stille, bevor der Applaus losbricht.
Kieler Nachrichten - Ruth Bender