Bilder deiner großen Liebe
ca. 70 Minuten (keine Pause)
Ein junges Mädchen steht auf dem Hof einer psychiatrischen Einrichtung. Das Tor öffnet sich und Isa, so heißt das Mädchen, geht hinaus in die Welt. So beginnt ein poetischer und melancholischer, eigenwilliger und manchmal komischer, oft wunderbar tieftrauriger Weg. Ein Weg, der über Wälder und Felder, Flüsse und Dörfer, Wiesen, Straßen und Parkplätze führt. Seltsame Menschen sind es, die Isa auf ihrer rastlosen Wanderung begegnen: Ein Binnenschiffer, der einmal ein Bankräuber gewesen sein könnte, ein seltsamer Schriftsteller mit einem Geheimnis, ein einsamer Mann auf einem Friedhof und schließlich zwei Jungs, die mit einem geklauten Wagen auf einer Müllhalde stehen, wodurch sich Isas Lebensweg kurz mit den Protagonisten aus Herrndorfs gefeiertem Bestseller »Tschick« kreuzt. Mehr und mehr verwandelt sich Isas geheimnisvolle Fußreise in einen Trip in ihr eigenes Inneres, ihr zerrissenes und verwundetes, kraftvolles und mutiges Ich auf der Suche nach einem Platz in der Welt jenseits festgefahrener Lebensregeln und Verhaltensnormen.
»Bilder deiner großen Liebe« ist ein sprachmächtiger Parforceritt voller Poesie und Wut, Drastik und Schönheit, eine Feier des Lebens im Zeichen von Verlust und Trauer. Wolfgang Herrndorfs Krebserkrankung war schon weit fortgeschritten, als er den Text schrieb, der durch seinen Suizid 2013 Fragment bleiben musste. Dieses nach seinem Tod überarbeitete Fragment wird in der Theaterfassung mit den nachgelassenen Texten des Autors »Stimmen« zu einem vielschichtigen und berührenden Zwei-Personenstück kombiniert.
Premiere: 2. Oktober 2022 (Studio)
Lebenswut und Nachtgedanken; Nina Vieten glänzt in Wolfgang Herrndorfs „Bilder deiner großen Liebe“ (05.10.2022)
Nina Vieten ist die Heldin, die Wolfgang Herrndorf in seinem letzten unvollendeten Roman (2014), der vom Buch schnell zum Bühnenerfolg wurde, ausbrechen lässt und hinausschickt in die Welt. Erst in die Nacht, dann durch Felder und Wälder. Und die Schauspielerin wird schnell zum magischen Zentrum dieser Erinnerungsreise, die Charlotte Sofia Garraway als Regisseurin zur großen Zustimmung des Premierenpublikums in Szene gesetzt hat. [...]
Der Monolog ist Welteroberung und Elegie der Vergänglichkeit zugleich. Und Nina Vieten hat diesen aufmüpfigen und gleichzeitig lakonisch poetischen Ton, der Herrndorfs brüchige Prosa ausmacht.
Kieler Nachrichten - Ruth Bender