Do | 27.02. | 20:00 | Restkarten | ||
Fr | 21.03. | 20:00 | Restkarten |
Inmitten einer Gesellschaft im wirtschaftlichen Niedergang versucht die junge Elisabeth, ihr kleines Lebensglück zu finden. Doch alte Schulden drücken sie. Zudem benötigt sie, um als Vertreterin arbeiten zu können, einen Wandergewerbeschein. Sie beschließt, ihren Körper schon zu Lebzeiten dem anatomischen Institut zu überschreiben. Das gelingt nicht, doch ein Mitarbeiter leiht ihr etwas für den Schein. Als er herausfindet, dass Elisabeth das Geld zunächst zur Tilgung ihrer Schulden benutzt, zeigt er sie an und sie kommt hinter Gitter. Wieder entlassen, lernt sie den Polizisten Klostermeyer kennen. Erneut scheint der Traum einer gesicherten Existenz näher zu rücken. Als Klostermeyer jedoch von Elisabeths Gefängnisaufenthalt erfährt, eskaliert die Situation.
Horváth hat sein 1933 erschienenes Stück selbst als »kleinen Totentanz in fünf Bildern« bezeichnet. In beeindruckenden Szenen beschreibt er den Kampf des Individuums in einer rücksichtslosen, in Arm und Reich geteilten Gesellschaft.
Premiere: 27. September 2004 (Schauspielhaus)
Wir möchten sie darauf hinweisen, dass im Rahmen der Inszenierung ein Suizid sowie psychische und physische Gewalt gegen Frauen thematisiert wird.
Audio
Werkeinführung in 2 Minuten: Glaube Liebe Hoffnung
Pressestimmen
Mehr als gelungener Spielzeitauftakt (28.09.2024)
„Glaube Liebe Hoffnung“ hat dabei durchaus auch seine (schwarz-)humorigen Passagen, die in der erfreulich frischen Inszenierung von Alexandra Liedtke an den richtigen Stellen durchscheinen und für einen auch vom Publikum gern angenommenen Kontrast sorgen. Einen nicht unerheblichen Beitrag dazu leisten auch grandiosen Kostüme von Malte Lübben, die die Absurdität der dargestellten Situationen und die irrwitzigen Menschenkonstellationen unterstreichen und betonen.
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Auf der von Falko Herold kreierten, aus flexibel verschiebbaren Wänden bestehenden, düster gehaltenen Bühne begegnet Elisabeth allerlei schrägen Gestalten. Angefangen beim kauzigen Präparator (Immanuel Humm), dem sie gleich zu Beginn der Reise versucht, ihren Körper schon zu Lebzeiten zu verkaufen und Endend mit Alfons Klostermeyer (Marius Borghoff), den sie zu heiraten gedenkt. Dazwischen liegen Bekanntschaften etwa mit einem zwielichtigen Baron (Christian Kämpfer), Frau Amtsgerichtsrat (Yvonne Ruprecht), die nicht nur diverse Gesetze rezitiert, sondern auch den einen oder anderen Rat für Elisabeth parat hat, ihrem kurzzeitigen Retter aus den Fluten, Joachim (Felix Zimmer), und der ebenfalls beim Wohlfahrtsamt schlangestehenden Maria (Eva Kewer, die den Preis für das absurdeste aller Kostüme des Abends gewinnt). „Glaube Liebe Hoffnung“ ist ein mehr als gelungener Auftakt in die neue Spielzeit im Schauspielhaus, der Lust auf mehr macht.
Keine Empathie nirgends (30.09.2024)
Alexandra Liedtke stellt die junge Frau als einzige menschliche Figur in den Mittelpunkt. Und Isabel Baumert spielt sie ganz still, schlicht und blank in ihrem naiven Willen, an das Gute in der Welt zu glauben.
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Herrlich verstrahlt spielt Imanuel Humm den Präparator, der lieber die Tauben füttert, als Milz und Leber zu katalogisieren – und bald das verlorene Fräulein umschwirrt wie ein jugendlicher Liebhaber. Marius Borghoff lässt daneben den verknallten Klostermeyer zügig zum komisch-opportunistischen Apparatschik schrumpfen. Die Übrigen im Ensemble wechseln versiert durch die Rollen: Eva Kewer als kaltschnäuzige Unternehmerin Prantl und „fremde Freundin“ Maria. Yvonne Ruprecht als in ihrer garstigen Gedankenlosigkeit gleichermaßen sehenswerte Frau Amtsgerichtsrat. Felix Zimmer eint den Kommissar und den Oberpräparator in ihrem ungebremsten Sadismus. Und Christian Kämpfer schreibt Baron, Richter und Gott eine beiläufige Achtlosigkeit zu: keine Empathie nirgends. Die Episoden scheinen aus dem Dunkel wie Traumsequenzen, auf der Wand per Projektion jeweils zusammengefasst in knappkühlen Worten. Manchmal öffnen sich im vielsagenden Bühnenbild von Falko Herold schmale Fenster, verschieben sich Wände. Aber nie scheint da mehr auf als ein winziger Ausschnitt, eine falsche Intimität oder eine trügerische Hoffnung, in der das Leben eine andere Richtung nehmen könnte.
Kieler Nachrichten - Ruth Bender