Rockaby - Schluss jetzt - Bing
Eine Frau sitzt in dem Schaukelstuhl, in dem vormals ihre Mutter saß. Die Stimme der Frau kommt vom Tonband und lässt ihr Leben Revue passieren. Sie hört zu, schließt die Augen, lässt schließlich den Kopf auf die Brust sinken. Samuel Beckett ist der Autor der radikalen Reduktion. Bei ihm wird Bühnenhandlung abgelöst von Wiederholungen, clownesken Spielformen oder Pantomimen. Seine Figuren sind von Auflösung und Verfall bedroht, ihre Körper sind beschädigt oder bewegungsunfähig. Identität und Erinnerung finden nicht mehr zueinander, Körper und Stimme bilden keine Einheit mehr. In »Rockaby« aus dem Jahr 1980 wird Text zu einem Übergangsritus, zu einem Bindeglied zwischen Verlust und Trost, Leben und Tod, Sprechen und Schweigen. Neben dem Stück wird Ksch. Almuth Schmidt die Prosatexte »Schluss jetzt« und »Bing« des berühmten
Dramatikers in einer Lesung präsentieren.
Der Musiktheaterregisseur Joachim Rathke sah als Jugendlicher einen Dokumentarfilm über die Uraufführung von Samuel Becketts »Rockaby« in Buffalo. Fasziniert von dem Stück, der Sprache und dem Spiel der
Hauptdarstellerin wünschte er sich zu seinem 17. Geburtstag den Stücktext. Seitdem ist das Stück und die Lust, sich mit dem Werk Becketts auseinanderzusetzen, in seinem Leben. Die Kammerschauspielerin
Almuth Schmidt hatte Joachim Rathke schon Jahrzehnte auf den Kieler Bühnen bewundert, bevor er für sie eine abendfüllende stumme Rolle in seiner Inszenierung der Oper »Madame Butterfly« hinzuerfand. Aus dieser Zusammenarbeit erwuchs der Wunsch, Almuth Schmidt eine eigene Inszenierung zu widmen.