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Der überaus starke Willibald
ab 8 Jahren; 60 Minuten, keine Pause
Der überaus starke Willibald nutzt die Angst vor der Katze, um sich zum Boss eines Mäuserudels aufzuschwingen. Schwanzpeitschend grölt er Parolen, verbietet alles, was Spaß macht und zwingt seine Mäuseuntertanen zu militärischen Übungen.
Klar, dass er die Lillimaus nicht nur wegen ihres andersartigen Fells ausgrenzt: Die schlaue Albino-Maus zweifelt den Katzenmythos an. Als Lillimaus schließlich in die Bibliothek eingesperrt wird und sich dort selbst das Lesen beibringt, wird sie mit ihren Geschichten vollends zur Bedrohung für Willibalds Tyrannei.
Patricia Windhab erzählt in ihrer Drehscheibe ein Stück Geschichte, eine Parabel, die jungen Menschen das Phänomen totalitärer Systeme näherbringt.
Im Format »Drehscheibe« konzipieren die Ensemblemitglieder ein Theatererlebnis mit den Themen und theatralen Formen, die sie besonders interessieren.
Die Premiere fand am 5. Februar 2022 statt.
Tief in die Geschichte eingetaucht (07.02.2022)
Schauspielerin Patricia Windhab taucht tief in die Geschichte, kostet sie in der Regie von Jimena Echeverri Ramirez mit sprühender Erzähllust aus. Wie auf dem Spielplatz plötzlich Ordnung herrschen soll. Wie das Bücherlesen schlau macht und wie das Selberdenken gefährlich wird. Und nebenbei erweckt sie auch noch alle möglichen anderen Charaktere aus dem Mäusekosmos zum Leben.
Motzig-klotzig stellt sie den fiesen Willibald auf die Bühne, ein bauernschlauer Haustyrann, der einem noch aus dem Präsidentschaftswahlkampf der USA bekannt vorkommt. Zwischen gruselig und dusselig lässt sie das Duo Hermannmaus und Mäusejosef tapsen – die Analogie zu Hitlers ersten Schergen Göring und Goebbels kaum zufällig. Aber Windhab kann auch komisch, etwa wenn die Mäuse-Friederike ihrem Unmut knödelnd hinter großen Brillengläsern Luft macht.
KN-online - Ruth Bender