Die vielen Stimmen meines Bruders
Sa | 31.05. | 20:30 | Restkarten | ||
So | 01.06. | 20:30 | Karten | ||
Mi | 18.06. | 20:30 | Karten | ||
Di | 24.06. | 20:30 | Karten | ||
Do | 26.06. | 20:30 | Karten |
Wer aufgrund von Krankheit seine Stimme verliert, kann sich dank moderner Medizin-Technologie mit Hilfe eines Sprachcomputers verständigen. Aber wenn die eigene Stimme verschwindet, wie soll dann die neue klingen? Das Stück begleitet zwei Geschwister, die sensibel, aber lebensfroh über den fortschreitenden Krankheitsverlauf des Bruders sprechen und ganz konkret fragen: Wie möchte ich klingen, wenn ich meine eigene Stimme verloren habe? Was hat eine Roboter-Stimme mit mir zu tun? Die Geschwister erfinden ein System und füllen den Sprach-Computer mit einer Vielzahl unterschiedlicher Timbres: mit einer Montagsstimme für den offiziellen Ton, einer verführerischen Stimme für besondere Momente, einer Stimme, die außen so klingt, wie man sich innen fühlt, einer Stimme, mit der man gut streiten kann. Die Vielzahl der Stimmen wird zu einem dynamischen Medium der Teilhabe und während die körperlichen Fähigkeiten abnehmen, wächst die Beweglichkeit des Stimmen-Universums weiter.
Magdalena Schrefel hat das Stück gemeinsam mit ihrem Bruder Valentin geschrieben, dem aufgrund einer seltenen Erkrankung der Stimmverlust droht, und sie haben eine Sprache – wenn nicht sogar Stimme – gefunden,
die authentisch das ausdrücken kann, was jemandem auf der Seele lastet, der aus dem Fokus der Gesellschaft gerät. Eine berührende, inklusive und ermutigende Geschichte, in der es poetisch und selbstreflexiv um Sichtweisen, um Autonomie und um Feingefühl im Umgang mit Krankheitsverläufen geht.
Das Stück wird als Spartenkooperation von Schauspiel und Jungem Theater im Werftpark auf die Bühne gebracht.
Premiere: 18. Mai 2025 (Studio Schauspielhaus)
traurig, unbeschwert, lebendig (19.05.2025)
Güde Nissen widmet sich dem Dialog mit großer Sorgfalt und Behutsamkeit, lässt Blicken und Sätzen Raum und kann sich dabei auf ein harmonisches Duo verlassen, das im gleichberechtigten Gegenüber agiert. Es ist wie ein luftiger Tanz, was Elli Frank und Tomte Heer im Studio aufführen, ein Umkreisen und Ärmelverbandeln, das immer wieder die innige Verbundenheit der Figuren offenlegt.
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Elli Frank, am Werftpark-Theater, wo sie zum Ensemble gehört, u.a. als eifriger Kaninchen-Page und als wunderbar wutbebende Antigone zu sehen, kann hier auch ganz anders. Nachdenklich zurückgenommen taucht sie in den Text, pendelt sich ein zwischen sachlicher Moderatorin, beharrlichem Bemühen und persönlicher Betroffenheit.
Tomte Heer, der als Neuzugang nach dem Weihnachtsmärchen bisher wenig Gelegenheit hatte, sich zu zeigen, leiht dem Bruder mit großer Unbeschwertheit eine alternative Physis, die alles kann, was ohne Krankheit möglich wäre.
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Ein schön schwebender Abend gelingt dem Team, traurig, unbeschwert, lebendig. Eine Geschichte von Mut und Möglichkeiten – und eine gelungene Kooperation von Schauspiel und Werftpark-Theater, die zur Premiere viel Beifall fand.
Kieler Nachrichten - Ruth Bender