Rockaby - Schluss jetzt - Bing
Fr | 08.11. | 20:30 | Karten | ||
Sa | 23.11. | 20:30 | Karten | ||
Sa | 07.12. | 20:30 | Karten | ||
Sa | 14.12. | 20:30 | Karten | ||
Fr | 20.12. | 20:30 | Karten |
Eine Frau sitzt in dem Schaukelstuhl, in dem vormals ihre Mutter saß. Die Stimme der Frau kommt vom Tonband und lässt ihr Leben Revue passieren. Sie hört zu, schließt die Augen, lässt schließlich den Kopf auf die Brust sinken. Samuel Beckett ist der Autor der radikalen Reduktion. Bei ihm wird Bühnenhandlung abgelöst von Wiederholungen, clownesken Spielformen oder Pantomimen. Seine Figuren sind von Auflösung und Verfall bedroht, ihre Körper sind beschädigt oder bewegungsunfähig. Identität und Erinnerung finden nicht mehr zueinander, Körper und Stimme bilden keine Einheit mehr. In »Rockaby« aus dem Jahr 1980 wird Text zu einem Übergangsritus, zu einem Bindeglied zwischen Verlust und Trost, Leben und Tod, Sprechen und Schweigen. Neben dem Stück wird Ksch. Almuth Schmidt die Prosatexte »Schluss jetzt« und »Bing« des berühmten
Dramatikers in einer Lesung präsentieren.
Der Musiktheaterregisseur Joachim Rathke sah als Jugendlicher einen Dokumentarfilm über die Uraufführung von Samuel Becketts »Rockaby« in Buffalo. Fasziniert von dem Stück, der Sprache und dem Spiel der
Hauptdarstellerin wünschte er sich zu seinem 17. Geburtstag den Stücktext. Seitdem ist das Stück und die Lust, sich mit dem Werk Becketts auseinanderzusetzen, in seinem Leben. Die Kammerschauspielerin
Almuth Schmidt hatte Joachim Rathke schon Jahrzehnte auf den Kieler Bühnen bewundert, bevor er für sie eine abendfüllende stumme Rolle in seiner Inszenierung der Oper »Madame Butterfly« hinzuerfand. Aus dieser Zusammenarbeit erwuchs der Wunsch, Almuth Schmidt eine eigene Inszenierung zu widmen.
Pressestimmen
gelungene Mischung aus existenzialistischen Themen und unterhaltsamen Geschichten (04.11.2024)
Auch das Bühnen-Setting (Nina Sievers) passt dazu: Eine alte Frau (Kammerschauspielerin Almuth Schmidt) sitzt allein auf der Bühne, schwarz gekleidet in einem weißen Schaukelstuhl. Das Licht ist gedimmt und fast alles, was in diesem Einakter gesagt wird, kommt vom Band.
Neben der Inszenierung von „Rockaby“, dessen Titel übrigens auf das englische Kinderlied „Rock-a-bye Baby“ anspielt, trägt Almuth Schmidt an diesem Abend unter der Regie von Joachim Rathke noch zwei weitere Beckett-Prosatexte als Lesung vor: „Bing“ und „Schluss jetzt“.Verknüpft werden die drei Hauptbestandteile des Abends durch kurzweilige Anekdoten, bei denen Schmidt das Publikum ins Jahr 2007 zurückführt, als sie in der Rolle der Winnie in einem anderen Stück von Beckett, „Glückliche Tage“ nämlich, auf ebendieser Bühne im Studio des Schauspielhauses stand.Wer also Lust auf gelungene Mischung aus existenzialistischen Themen und unterhaltsamen Geschichten hat, kommt mit dem Abend „Rockaby – Schluss jetzt – Bing“ voll auf die Kosten.
Großer Applaus (04.11.2024)
Sehr pur und hoch konzentriert hat Regisseur Joachim Rathke den Abend eingerichtet, „Rockaby“ außerdem mit zwei Erzählungen kombiniert. Bühnenbildnerin Nina Sievers hat dafür den perfekten Raum geschaffen, irgendwo zwischen Künstlerkabinett, Gruft und Hinterbühne.
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Sehr klar und mit großer Präsenz liest und spricht Almuth Schmidt die Texte. Mal lakonisch, mal dringlich fasst sie das Gegenständliche der Sprache und reiht die Worte wie Fundstücke, deren Zusammenhang sich erst noch erschließen muss.
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So schwingt der Abend zwischen Theater und Spoken-Word-Performance, Sein und Nichtsein. Und auf der Bühne, mittlerweile zum Spiegelkabinett gewandelt, entsteht ein Echoraum der Erinnerung. Ein funkelnder Auftritt für die Kammerschauspielerin, die seit 1981 am Theater Kiel viele einprägsame Auftritte hatte – von Fräulein Schneider in „Cabaret“ bis zur stummen Beobachterin in „Madame Butterfly“. Großer Applaus.
Kieler Nachrichten - Ruth Bender