Solitär
Spieldauer: ca. 50 Minuten, keine Pause
Eine Ballettcompagnie besteht aus vielen einzelnen Persönlichkeiten mit ihren eigenen Geschichten, Schicksalen und Hintergründen – beim Ballett Kiel sind es aktuell 19 Tänzer*innen aus elf Nationen. Jede*r von ihnen bringt stets etwas ganz Eigenes mit und ein, verleiht dem Gesamtbild eine bestimmte Nuance. Zusammen bilden sie jedoch eine künstlerische Einheit und erwecken Kunstwerke zum Leben. Gemeinsam ist ihnen außerdem, dass sie etwas mitteilen möchten und in der Lage sind, dies mit der (meist) wortlosen Sprache des Tanzes zu tun.
Die erste Premiere der Spielzeit ist eine sehr persönliche Choreografie, denn Yaroslav Ivanenko lässt die Tänzer*innen seines Ensembles darin selbst erzählen. Wie Perlen auf einer Kette reihen sich die kurzen, intimen Sequenzen aneinander und sind dennoch untrennbar miteinander verbunden. Erstmals ist auf diese Weise ein Werk entstanden, das die gesamte Compagnie gemeinsam kreiert hat. Es ist damit ebenso einzigartig wie es ein ganz besonderes Bild vom Ballett Kiel offenbart.
Premiere: 19. September 2020
Aktuell disponieren wir die Spieltermine monatlich, sie werden immer am letzten Dienstag eines Monats für den übernächsten Monat im Leporello veröffentlicht.
Audio
Werkeinführung in 2 Minuten: Solitär
Ab dem 19. September im Opernhaus!
Pressestimmen
Schillernd (21.09.2020)
Sechs Monate mussten sie wegen Corona pausieren. Aber jetzt meldeten sich Tänzerinnen und Tänzer des Ballett Kiel mit dem schillernden Ensemble-Abend „Solitär“ zurück.
Für diese Befreiung gibt es viele Bilder an diesem kleinen, schillernden Abend. Ballettchef Yaroslav Ivanenko hat Improvisationen und Ideen der Tänzer aufgegriffen, sie teils übernommen, teils ausformuliert und zu einer Art Collage verbunden, die in 50 Minuten vielfältig durch Emotionen, Bilder und Befindlichkeiten der vergangenen Monate switcht.
Es gibt strenge Formationen, mit denen Ivanenko einmal mehr sein Vermögen, den Raum auszuloten, beweist. Tastend vermessen die Tänzerinnen die Bühne oder treiben, mal drei, mal sechs, auf Spitze in Lichtkreisen aneinander vorüber, kühl und unbeteiligt wie Moleküle auf dem Kurs zum Andocken.
Am Ende blicken die Tänzer zurück, flimmert auf der Bühne ein Video, das in der Zwangspause entstand. Da werfen sie sich einen Spitzenschuh zu - Mutmacher, Ideengeber, Verbindungsstück. Schön zu sehen, wie die Beschränkung hier zur Chance wird.
Kieler Nachrichten - Ruth Bender
Momente perfekter Harmonie (21.09.2020)
Viel Applaus gab es nach der Premiere im Opernhaus für einen Tanzabend, den die Tänzer auf der Bühne offensichtlich genauso genossen haben, wie das Publikum im Saal. Beifall gab es auch für Yaroslav Ivanenko, der er das Rohmaterial der vielen Mini-Stücke in eine Gesamtchoreografie gegossen hat, die eine Geschichte davon erzählt, wie man in Zeiten der Beschränkungen die (Tanz-)Freiheit wiederentdecken kann.
Genau diese Freude war in jeder Faser dieses Tanzfestes spürbar, dessen Facettenreichtum sich in der Musikauswahl von Erik Satie bis Louis Armstrong, von Edward Elgar bis Frédéric Chopin spiegelt.
Normalität ist ein Traum. Und der nimmt im Folgenden Gestalt an. Poetisch, dramatisch, minimalistisch oder komödiantisch pointiert präsentieren Ensemble, Solisten und Paare ihre Stücke ganz so, als wollten sie das Auftrittsverbot der vergangenen sechs Monate einfach wegtanzen. Wer darauf achtet bemerkt, dass immer und überall der Abstand gewahrt bleibt – Pas de Deuxs sind nur jenen vorbehalten, die privat ein Paar sind.
Unterstützt von einer effektvollen Lichtregie, die die schwarz gekleideten Körper im gleißenden Lichtkegel manchmal wie schemenhafte Konturzeichnungen erscheinen lässt, entwickeln die hervorragenden Protagonisten Szenen voller Spannung und Energie. Anmut und Kraft wechseln mit schwungvoller Dynamik, aus einem einzigen Beinschlag entwickeln sich federleichte Drehungen und Pirouetten, im Duo entstehen Momente perfekter Harmonie.
SHZ - Sabine Christiani