Fr | 24.10. | 20:00 | Restkarten | ||
Mi | 29.10. | 20:00 | Ausverkauft | ||
Mi | 05.11. | 20:00 | Ausverkauft | ||
Sa | 08.11. | 20:00 | Restkarten | ||
Fr | 05.12. | 20:00 | Restkarten | ||
So | 07.12. | 16:00 | Ausverkauft | ||
Mi | 10.12. | 18:00 | Karten | ||
Do | 11.12. | 20:00 | Restkarten |
Als Dorfrichter Adam eines Morgens erwacht, hat er eine deutlich sichtbare Kopfwunde und seine Amtsperücke ist verschwunden. Gerne würde er den Vorfall auf sich beruhen lassen, doch unglücklicherweise steht eine Gerichtsverhandlung an. Im Haus der Witwe Marthe Rull wurde eingebrochen und dabei ein Krug zerschlagen. Der junge Ruprecht wird verdächtigt, sittenwidriger Weise in das Schlafzimmer von Marthes Tochter Eve eingestiegen zu sein. Zu allem Überfluss kündigt ausgerechnet an diesem Tag auch noch Gerichtsrat Walter seinen Besuch an, der die Rechtsprechung in dem von Korruption geprägten Dorf kontrollieren will. Adam ist gezwungen, Gerichtstag zu halten. Und was wirklich passiert ist, wissen nur zwei Personen ganz genau.
Kleists berühmtestes Stück thematisiert im Gewand einer Komödie ein ernstes Verbrechen und stellt grundlegende Fragen nach Gerechtigkeit und (Schein-)Moral.
Pressestimmen
Erfolg des Abends war ein Ensembleerfolg (18.10.2025)
Im Zentrum des Abends stand zweifellos Zacharias Preen in der Rolle des Dorfrichters Adam – und er wurde seinem Auftrag in jeder Sekunde mehr als gerecht. Mit großem, verdienten Applaus bedachte das Publikum seine Darstellung dieser komplexen, tragikomischen Figur. [...] Zacharias Preen gelang es hervorragend, die vielfältigen Facetten dieser Figur auszuloten. Die Figur muss gleichzeitig lächerlich und bedauernswert sein, ein Schelm und ein Sünder, ein Opportunist und ein verzweifelter Mensch. Preen beherrschte diese Balance souverän, charismatisch und mit großer Bühnenpräsenz. Seine Interpretation ließ den Zuschauer die Absurdität des Justizsystems ebenso erkennen wie die allgemein menschliche Neigung, sich aus Angst vor Konsequenzen in immer tiefere Verstrickungen zu begeben.
Doch so hervorragend Zacharias Preen als Dorfrichter Adam auch agierte – der Erfolg des Abends war ein Ensembleerfolg. Nikolaus Okonkwo überzeugte als Gerichtsrat Walter mit der nötigen Autorität und Strenge, die als Kontrapunkt zu Adams chaotischem Treiben fungierte. Rudi Hindenburg als Schreiber Licht verlieh seiner Figur jene Zwiespältigkeit, die zwischen Loyalität zum Vorgesetzten und zunehmendem Misstrauen changiert. Regine Hentschel als Marthe Rull brachte die Empörung und Entschlossenheit der um ihren wertvollen Krug gebrachten Mutter glaubhaft auf die Bühne, während Tomte Heer als Ruprecht Tümpel den betrogenen und aufgebrachten Verlobten mit jugendlichem Feuer darstellte. Agnes Richter meisterte in der Doppelrolle als Frau Brigitte und als Magd souverän die unterschiedlichen Anforderungen beider Charaktere.
Besonders herzlich fiel der Applaus auch für Fayola Schönrock aus, die als Eve Rull nicht nur ihre Rolle überzeugend verkörperte, sondern gestern Abend auch ihren Einstand in diesem Ensemble gab. Ihre Eve fand den schwierigen Weg zwischen jugendlicher Unschuld, dem Mut zur Wahrheit und der Zerrissenheit einer unter Druck gesetzten jungen Frau. Schönrock gelang es, die Vulnerabilität ihrer Figur ebenso darzustellen wie deren wachsende Entschlossenheit, sich nicht länger zum Schweigen bringen zu lassen. Der warme Applaus des Publikums war nicht nur Anerkennung für eine gelungene Leistung, sondern auch ein herzliches Willkommen in Kiel.
Begeisterter Applaus (20.10.2025)
Hier mault sich der Dorfrichter in den Tag und lässt sich dabei von Kleists umständlich anmutende Sprache auf der Zunge zergehen. Aufgescheucht von seinem beflissenen Schreiber, der ihn an den bevorstehenden Besuch des Gerichtsrates erinnert (eifrig auch am Laptop: Rudi Hindenburg), verheddert er sich in absurden Erklärungen für seinen ramponierten Zustand und Zacharias Preen macht das schlichtweg großartig. Weinerlich beklagt er den Verlust seiner Perücke, die seinem jämmerlichen Erscheinungsbild möglicherweise ein Minimum an Würde verliehen hätte, mit einschmeichelnder Sanftheit lässt er im Gespräch mit Eva den schmierigen Lustmolch aufblitzen. Die zeigt ihre tiefe Verletztheit mit unmissverständlicher Körpersprache und bekommt Schnappatmung auch bei scheinbar tröstenden Umarmungen seitens des Gerichtsrates, den Nikolaus Okonkwo zwischen kleinkarierter Pedanterie und zweideutiger Zugewandtheit auspendelt. Begeisterter Applaus.
SHZ - Sabine Christiani
Belustigung und Obrigkeitstheater zugleich (20.10.2025)
Die Drei vom Gericht eine Farce, die unter Perücken und Robenglanz die Pseudo-Überlegenheit der Juristerei ausstellt und ins Comichafte verzerrt. Von Ausstatterin Iris Kraft in einer schwebenden Box untergebracht, an deren Wänden unübersehbare Risse klaffen. Und die ein wenig über dem bürgerlichen Mob schwebt, der im Folklore-Kostüm Volkstheater spielt. Belustigung und Obrigkeitstheater zugleich.
[...]
Zacharias Preen lässt seinen Richter Adam sehenswert zwischen Großmäuligkeit und kleinlautem Rückzug, Schelm und Schmerzensmann changieren. Er tritt nach allen Seiten aus gegen potenzielle Schuldiger und tischt dazu die absurdesten Lügen auf. Preen hat sichtlich Spaß daran, in der Hauptfigur auch den rasanten Geschichtenerfinder und Manipulator auszuspielen, der Zeugenbefragung und Beweisführung unterbricht, sobald sie ihm zu nahe kommen.
[...]
Agnes Richter eine patente Magd und wortgewandte Zeugin Brigitte. Regine Hentschels Marthe Rull spitzbübisch zwischen kleiner Koketterie und Kohlhaas’schem Gerechtigkeitsempfinden pendelnd. Und Fayola Schönrock ist alles andere als eine verhuschte Eve.
Kieler Nachrichten - Ruth Bender