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Marie Schwesinger

LebensWert (Uraufführung)

Ein Dokumentartheaterstück zur NS-Euthanasie in Schleswig-Holstein

ca. 2 Stunden, 20 Minuten (inkl. Pause)

Nach dem Zweiten Weltkrieg tauchte Werner Heyde, einer der Hauptprotagonisten der Euthanasieverbrechen während der NS-Diktatur, unter dem Decknamen Fritz Sawade als Arzt in Flensburg unter. Gleichzeitig war Werner Catel, an verantwortlicher Stelle für die Ermordung angeblich nicht lebensfähiger Kinder, von 1954-1960 Leiter der Kieler Kinderklinik. Hans-Gerhard Creutzfeldt, seit 1938 Professor für Psychiatrie in Kiel und erster Nachkriegsrektor der Universität nach dem zweiten Weltkrieg, spielt eine in der Forschung zumindest umstrittene Rolle. Das Dokumentartheaterstück begibt sich auf die Spuren dieses dunklen Kapitels der schleswig-holsteinischen Landesgeschichte.

Premiere (Uraufführung): 8. Oktober 2023 (Studio Schauspielhaus) 

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Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass in dieser Inszenierung NS-Verbrechen wie Folter und Mord thematisiert werden und teilweise rassistische und ableistische NS-Tätersprache verwendet wird.

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Audio

Werkeinführung in 2 Minuten: LebensWert

Pressestimmen

Hochverdichtetes Spiel (10.10.2023)

Schwer wie Steine fallen die Worte in den Raum, steigern sich, immer lauter, nachdrücklicher zur zornigen Litanei, einem Chor der vorgeblich Schuldlosen, die sich hier nicht nur selbst freisprechen, sondern gleich noch zum Opfer stilisieren. […]
Ein starker Moment, einer von vielen, die in der Inszenierung »Lebenswert« im Studio des Kieler Schauspiels das Premierenpublikum in Bann zogen. Und was Regisseurin Marie Schwesinger, unterstützt von Dramaturg Jens Paulsen, im Stück aufrollt, ist schleswig-holsteinische und Kieler Geschichte. […]
Das Stück rollt die Geschichte als Collage auf, flicht ein Puzzle aus Krankenakten, Schriftwechseln, Zeitungsausschnitten und Stimmen der Opfer. Sachlich bis zur Verstörung, manchmal fast tonlos sprechen Jennifer Böhm, Yvonne Ruprecht, Rudi Hindenburg und Imanuel Humm die Texte, lassen Sätze wie »Der Grundgedanke war gut« nachhallen. […]
Vor allem vor der Pause gelingt das Spiel hochverdichtet, rundet sich der Fall Sawade zur monströsen Erzählung und einer Chronologie des Versagens. Der zweite Teil, der den Fall Catel aufnimmt, wirkt dazu wie ein Epilog, in dem auch deutlich wird, wie weit die verdrängte Vergangenheit ins 21. Jahrhundert nachwirkt.

Kieler Nachrichten - Ruth Bender

Beklemmend: Schleswig-Holsteins düstere NS-Medizingeschichte (19.03.2024)

Ganz still wird es im Saal, als Rudi Hindenburg mit stockender Stimme Niemands Erinnerungen an Folter und Erniedrigungen vorträgt. Auch der Briefwechsel zwischen der Mutter eines »kranken« Kindes und der Leiterin der Heil-und Pflegeanstalt Schleswig wird rezitiert. Und während Jennifer Böhm und Yvonne Ruprecht die Texte vorlesen, waschen im Hintergrund zwei Herren in Arztkitteln (Rudi Hindenburg und Imanuel Humm) ihre Hände buchstäblich in Unschuld.

Schleswig-holsteinische Landeszeitung - Sabine Tholund

Dichtes Theatererlebnis (21.03.2024)

In zwei Stunden dichtem Theatererlebnis stellen die vier Schauspieler:innen die Historie nach, gestützt auf eine Collage aus Briefen, Zeitdokumenten, Artikeln. [...]
Die Regisseurin, die mit Paulsen die Recherche übernahm, stellte Fakten zusammen - das Urteil bilden sich nun die Zuschauer selbst.

taz - Esther Geißlinger