Prima Facie
Tessa ist um die 30 und erfolgreiche Anwältin. Sie hat sich durch das Studium gekämpft, immer wieder bewiesen, wie gut sie ist, und sich über die letzten Jahre den Ruf erarbeitet, Männer bei jeder Form von Anschuldigung freiboxen zu können. Ob Drogenexzesse, Korruption oder gar ein sexueller Übergriff – solange Tessa die Verteidigung innehat, hat ein Mann wenig zu befürchten. Und darauf ist sie stolz. Sie glaubt, im Kreuzverhör Schwachstellen provozieren und die Scham der Ankläger*innen für sich nutzen zu können, ist ständig auf der Suche nach Verfahrensfehlern, heuchelt Mitgefühl, um dann überraschend zuschlagen zu können. Für sie ist jede Verhandlung ein Spiel, ein machtvolles, das sie rhetorisch vorzüglich beherrscht und das sie gewinnen will. Null Empathie für die Opfer. Es gilt die Unschuldsvermutung. Als Tessa eines Abends mit ihrem Anwaltskollegen Julian die Erfolge feiert, landen die beiden gemeinsam im Bett. Doch die unbeschwerte Nacht endet in einer Vergewaltigung. Plötzlich steht Tessa
auf der anderen Seite. Kann sie Julian verklagen? Wer wird ihr glauben? Würde sie einen Prozess durchstehen?
Das aufwühlende Monodrama der australisch-britischen Autorin Suzie Miller, die selbst als Strafverteidigerin gearbeitet hat, kam 2019 in Sydney zur Uraufführung, wurde vielfach ausgezeichnet, feierte große Erfolge in London und am Broadway
in New York und eroberte auch in Deutschland die Theaterbühnen im Sturm.
Premiere 27. September 2025 (Schauspielhaus)
Regie Mona Kraushaar
Ausstattung Nina Sievers
Musik Sebastian Herzfeld