Mi | 04.06. | 19:30 | Ausverkauft | ||
Do | 05.06. | 10:30 | Karten |
Die Geschichte von Antigone beginnt, als der Krieg gerade vorbei ist. Das Land ist zerstört und auf der Suche nach neuer Ordnung. Auch Antigone will einen Abschluss finden. Dazu muss sie ihren Bruder beerdigen. Doch das hat Kreon, der neue Herrscher, verboten. Antigones Bruder war mitschuldig an dem blutigen Bürgerkrieg und Kreon will über den Tod hinaus ein Exempel an ihm statuieren – der unbestattete Leichnam als mahnendes Beispiel. Antigone widersetzt sich Kreons Befehl und der Konflikt eskaliert. Es stehen einander gegenüber: Die unerschütterliche Liebe einer Schwester auf der einen Seite und die Verantwortung, einem ganzen Land neue Ordnung zu bringen, auf der anderen. Doch Antigones Widerstand gegen Kreon ist nicht nur ein Akt der Liebe zu ihrem Bruder, sondern auch eine Konfrontation mit der Frage, ob das eigene Handeln wirklich frei ist – oder ob es nur eine weitere Etappe in einem unausweichlichen Schicksal darstellt. Antigone steht zwischen dem Erbe der Vergangenheit und der Möglichkeit, eine Zukunft zu gestalten.
Über den antiken Mythos der Antigone schrieb Sophokles sein wohl berühmtestes Stück. Antigone hat ihren Platz als starke Frau in der Weltliteratur, doch dabei ist sie nicht ohne Fehler: Sie ist selbstbestimmt, aber auch stur, und sie könnte die Menschen, die ihr am nächsten sind – allen voran ihre Schwester Ismene, aber auch ihren Verlobten Haimon – mit sich ins Verderben reißen.
Wir möchten darauf hinweisen, dass die Inszenierung folgende sensible Inhalte enthält und entsprechende Darstellungen auf der Bühne gezeigt werden:
- Krieg
- Tod / Suizid
- Gewalt (physische und psychische)
In vielen Rollen und Zeiten (24.03.2025)
Es ist dieselbe und eine andere »Antigone«, die Regisseur Johannes Ender in seiner eigenen Bearbeitung im Theater im Werftpark in Kiel erzählt. Breitbandig ausgerollt in einem wuchtigen Verlies (Ausstattung: Hannah Landes), das sich tief in den Bühnenraum zieht. Die Wände blutrot, dazwischen ein Laufsteg, auf dem zwei Schauspielerinnen und ein Schauspieler einander begegnen. In vielen Rollen und Zeiten.
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Elli Frank tigert als hitzige Antigone über den Laufsteg, ein aufregend getriebenes Wesen, Schwester und Bruder im Doppelpack. Raubtier, Wutbrocken und Kampfmaschine zugleich. Patricia Windhab kann Ismene ruhiger angehen lassen, und mischt doch auch in deren Besonnenheit Spuren des Aufbegehrens. Julian Melcher ist als Stichwortgeber die Heldenfiguren aller Generationen und beamt das Hochgeschwindigkeitstheater immer mal wieder wohltuend zurück ins Beiläufige. Und manchmal wirken sie alle zusammen wie Traumwandler in einer Welt, in der sie niemals wach werden wollten.
Den Totentanz komplettiert der Chor (Choreografie: Sarah Pröllochs), der sich zuweilen aus den weißen Tüchern am Boden erhebt – so untot wie die Zombies, die die Kriege hinterlassen haben.
Kieler Nachrichten - Ruth Bender