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Nach Stanislaw Lem

Der Futurologische Kongress

ab 14 Jahren, 1 Stunde 50 Minuten, eine Pause

Ijon Tichy ist Weltenbummler, Weltraumfahrer und irgendwie als Teilnehmer auf dem futurologischen Kongress in Costricana gelandet, als in dem fiktiven südamerikanischen Land die Revolution ausbricht. Das Kongresshotel mitten im Stadtzentrum wird von Straßenkämpfern und Regierungstruppen heftig umkämpft und das Regime setzt chemische Kampfstoffe ein: Diese „Benignatoren“ sorgen dafür, dass Aufständische und Polizisten einander selig in den Armen liegen, sie sorgen aber auch dafür, dass Ijon Tichy, der sich in die Kanalisation geflüchtet hat, von heftigen Halluzinationen heimgesucht wird.

Den Kämpfen entkommen, aber schwer verwundet, wird Tichy in einen Kälteschlaf versetzt und im Jahr 2098 wieder aufgeweckt. Die Welt hat sich radikal verändert, Kriege und Armut gibt es nicht mehr, die Menschen leben in einem Zustand dauernden Glücks, den sie allerdings Medikamenten verdanken – in dieser Chemokratie wird alles Leben von wirkungsmächtigen Substanzen wie Sakrifiz oder Paradisiaca,  Pfuisalz oder Furiasol bestimmt ... Doch Tichy misstraut diesen Psychemikalien, er blickt hinter die Fassade und dringt in immer tiefere, albtraumhafte Wirklichkeitsebenen vor.

Der Pole Stanisław Lem, ein Kultautor der Science-Fiction-Literatur, entwirft in »Der futurologische Kongress« eine ebenso faszinierende wie gruselige Zukunftsvision – vor allem aber ist sein Text ein Feuerwerk an Ideen und Wortschöpfungen, sprachlicher und bildhafter Brillanz, ein wilder Ritt.

Premiere am 2. Juni 2018 im jungen Theater im Werftpark

Pressestimmen

Wer ist er und wenn ja wieviele? (04.06.2018)

Ökokatastrophe, Klimawandel, Flüchtlingschaos, Überbevölkerung, Finanzkatastrophe: Was die Schauspieler im Werftpark-Theater im rasanten Schnellsprech herausblasen, fließt in seiner düsteren Aktualität nahezu bruchlos mit der Welt zusammen, die Stanislaw Lem in seinem 1970 erschienenen Roman Der futurologische Kongress entwirft. (...) Astrid Großgasteiger hat die Dystopie des polnischen Science-Fiction-Autors (1921-2006), die derzeit nicht umsonst Theatermacher von Ingolstadt bis Dortmund umtreibt, im Werftpark-Theater auf die Bühne gebracht. Und ihr gelingt eine so flott unterhaltsame wie nachwirkende Weltuntergangsgroteske, die sanft selbstverständlich immer wieder an der Gegenwart kratzt. Draußen der Protest, drinnen die, die ihren Plan haben für die Welt, und die Mittel dazu.

Die Retro-Lounge, von Ausstatterin Hannah Landes entworfen, verströmt fluffiges Hotel-Flair. Die gemalte Wolkenkratzerlandschaft dahinter macht den Abstand zur Straße sinnfällig. In dieser Parallelwelt puzzeln fünf Schauspieler den für die Nachwelt eingefrorenen Ijon Tichy zusammen. Zeigen Fragmente eines Ichs, das sich trotz aller „psychemischen“ Lenkung zügig zwischen Zweifel und Zustimmung verläuft. Kristin Hansen, Sebastian Kreuzer, Lasse Wagner, Gulshan Sheikh und Annegret Taube machen das famos. Sie tänzeln durch den Raum, pflegen erstaunliche Marotten, üben sich in Robotersprech und irren Fantasiesprachen. Machen Revue und spielen Dada. Irgendwann sieht es auf der Bühne aus wie in Frankensteins Labor. Da wird der schlimm zersprengte Tichy erstmal zusammengeflickt.

Es gibt einen prächtigen Gospelprediger-Roboter und dauerlächelnde Replikatoren, einen stimmstarken Opernsänger und handfeste Forscher. Und überhaupt schwirren die Schauspieler locker durch Identitäten und Geschlechtertransformationen, bis sich frei nach Prechts Motto „Wer bin ich und wenn ja wie viele?“ sämtliche Zuschreibungen aufgelöst haben. ...

Kieler Nachrichten - Ruth Bender

Als wär’s ein Stück von hier und heute (05.06.2018)

(...)

Und auf der Bühne entwickelt sich aus einer flott absolvierten Abenteuerstory ein engagiertes Lehrstück. Denn auch dieser Teil nach der Pause wird von den fünf Schauspielern des Jungen Theaters im Werftpark mit höchstem Bewegungseifer und bebender Spiellust realisiert. Wie von Anfang an verkörpern alle Ijon Tichy. Annegret Taube, Gulshan Sheikh, Lasse Wagner, Sebastian Kreuzer und Kristin Hansen lassen den Raumfahrer in fünf Ausführungen erscheinen, mal chorisch vereint, mal individuell. Sie wechseln Gestalt und Temperament, lösen sich ab und schlüpfen so im flüssigen Ablauf umso rascher durch Situationen und Stationen. Und finden manchmal sogar spaßige Karikaturen.

Astrid Großgasteigers Kunstgriff, in ihrer Bühnenbearbeitung die Form von Lems Romanfassung – Ich-Erzählung und Tagebuch – umzukehren, erhöht zwar nicht die Verständlichkeit der nun etwas verzwirbelten, verzwickten  Geschichte, sie verwandelt  sie jedoch in einen Erzählmodus, in dem die Regisseurin ihre Stärken entfalten kann. Wo Großgasteiger Hand anlegt, passiert immer was. Sie schichtet und schachtelt Miniaturen und Details;  in allen Ecken wuselt’s und macht’s – Hauptsache Tempo, Farbe, Energie.  Bei so viel Theaterei fühlen sich auch Großgasteigers Werftpark-Akteure wohl. Sie dürfen spielen, spielen. (...)

hansen & munk. der kulturblog für kiel und mehr - Christoph Munk