König Roger
Ca. zwei Stunden, eine Pause nach dem zweiten Akt
Mi | 26.04. | 19:30 | Besetzung | Karten | |
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So | 14.05. | 18:00 | Besetzung | Karten | |
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So | 04.06. | 18:00 | Besetzung | Karten | |
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Sa | 24.06. | 19:30 | Besetzung | Karten | |
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Zwei Welten prallen aufeinander: Die hierarchisch geordnete Welt christlicher Orthodoxie und die überbordend rauschhafte Welt dionysischer Anarchie. König Roger II. von Sizilien ist berufen, zwischen der althergebrachten Ordnung und der göttlichen Verheißung eines fremden Hirten zu vermitteln, dem auch Rogers Frau Roxane verfällt. Der König selbst zerbricht beinahe an dieser Aufgabe. Er kann sich nur dadurch retten, dass er sich von allem löst, was sein Leben bislang bestimmt hat.
Karol Szymanowskis große Oper »König Roger« ist eines der größten Mysterienspiele des 20. Jahrhunderts. Der uralte Stoff über die Verführbarkeit des Menschen durch seine dunklen Triebe wird von Szymanowski in unvergleichlicher Klanggewalt und orchestraler Sinnlichkeit in einer kaum wieder erreichten musikalischen Opulenz vertont.
Mit diesem absoluten Meisterwerk des europäischen Opernrepertoires setzt die Oper Kiel nach Prokofjews verrückter »Liebe zu den drei Orangen« ihre Auseinandersetzung mit zentralen Werken der 1920er Jahre fort. Regisseur Dirk Schmeding, der in der vergangenen Spielzeit an der Oper Kiel debütierte, kehrt mit der Inszenierung dieses rätselhaften Werks hierher zurück.
Premiere: 25. Februar 2023
Einführung jeweils 45 Minuten vor Beginn im 2. Foyer Opernhaus.
Audio
Werkeinführung in 2 Minuten: König Roger
Pressestimmen
Düsteres Regietheater zu rauschhafter Musik – Karol Szymanowskis »König Roger« in Kiel (01.03.2023)
Mit der Musik beschäftigte sich Kiels Philharmonisches Orchester unter Daniel Carlbergs Leitung. Erstaunlich rauschhaft nimmt sie den Zuschauer gefangen. Die vielfältigen stilistischen Anspielungen, die Szymanowski für seine dichte Komposition nutzte, werden plastisch eingefangen und klangvoll umgesetzt. [...]
Neben dem Orchester hat auch der Chor, durch einen Extra- und Kinder- und Jugendchor verstärkt, an der großartigen musikalischen Leistung des Theaters einen hohen Anteil. Gerald Krammer hatte ihn einstudiert. [...]
Die vokale wie instrumentale Musik voller Finesse und grandioser Farben nahm gefangen.
Neue Musikzeitung - Arndt Voß
Der König taumelt (01.04.2023)
Dirk Schmeding macht sich ... [die] selbstzerstörerische Neigung des Herrschers für seine kluge, geheimnisumwehte Kieler Inszenierung von Szymanowskis «Król Roger» zunutze.
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Das Schöne: Des Königs Verwandlung wird im Verlauf der knapp zwei Stunden nicht nur sicht-, sondern auch hör bar. Kiels Stellvertretender GMD Daniel Carlberg entlockt Szymanowskis sinnlichsüffiger, mit lyrischen, oratorischen und rauschhaft-orientalischen Elementen angereicherter Partitur all den ihr innewohnenden Zauber und animiert das hervorragend disponierte Philharmonische Orchester Kiel zu einem irisierend-sensitiven, sowohl plastischen wie fein ausziselierten Klang. Carlbergs ausgeprägte Liebe zum Detail paart sich dabei mit seiner Gabe, die weitgespannten, in sich teilweise heterogenen Linien beharrlich frei strömen zu lassen, sodass die magische Energie von Szymanowskis Musik das Geschehen auf der Bühne begünstigt – die Psychologie dieser Musik färbt auf die Protagonistinnen und Protagonisten ab.
Sie alle wirken bei Schmeding und seinem Regieteam wie Figuren aus einem Roman von Franz Kafka, denen die Realität als etwas «erscheint», dessen sie nicht habhaft werden können und durch die sie hilflos hindurchtaumeln. Das Dasein selbst ist es, dem sie in hilfloser Faszination gegenüberstehen, weil es ihnen nicht gegeben ist, seine Geheimnisse zu entschlüsseln. Oder wie Blanchot es so schön gesagt hat: Da ist ein «Licht, das zugleich Abgrund ist, ein Licht, in dem man zugrunde geht, furchterregend und verlockend.» Zum Glück hat der Alptraum ein Ende und sind zum Schlussapplaus alle wieder auf der Höhe.
Ein König auf dem Weg zur Sinnlichkeit (28.03.2023)
Wen's in den Ferien nordwärts zieht, der buche in der Oper Kiel Karol Szymanowskis »König Roger«, einen spannenden Selbstfindungsmythos, den der polnische Komponist nach dem Ersten Weltkrieg schuf. Dirk Schmeding, in Braunschweig durch seine treffenden Inszenierungen von »Rusalka« und der »Passagierin« bekannt, hat das schillernde Werk konsequent auf Szymanowskis Lebensumstände angewandt und doch auch in einen zauberhaften kosmisch entgrenzten Rahmen gestellt, in dem neben Sonne, Mond und Sternen auch Stubenlampen und Weihnachtssterne leuchten.
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In rührender Klangrede macht Oleksandr Pushniak, lange Jahre im Braunschweiger Ensemble, die Gedankenarbeit und die Gefühlsachterbahn Rogers deutlich, führt seinen substanzvollen Bassbariton mühelos in lichtere Gefilde und kraftvoll aufschwellende Selbstentäußerung, ein packendes Porträt.
Szymanowskis oft modern gebrochene Spätromantik entfaltet in Kiel unter Daniel Carlberg einen sphärischen Sog.
Braunschweiger Zeitung - Andreas Berger
Im Rausch der Erkenntnis (27.02.2023)
Chor und Extrachor, auch der Jugendchor der Akademien, einstudiert von Gerald Krammer und Moritz Caffier, setzen in der polnischsprachigen Aufführung beeindruckende klangfarbliche Akzente. Kiels Erster Kapellmeister Daniel Carlberg führt sie faszinierend mit dem reich schillernden und überwältigend wogenden philharmonischen Riesenorchester Szymanowskis zusammen. Viel deutlicher als auf Tonträgern wird live die unterschiedliche Aura der drei Akte deutlich: das christlich-byzantinische Frömmeln im ersten, die verführerisch-maurische Exotik des zweiten und die mythisch-griechische Klarheit des dritten.
Obwohl der sinfonische Druck von Szymanowskis expressiv überrissenen Impressionismen enorm ist, kommen die optimal besetzten Protagonisten gut zur Geltung. Allen voran berauscht der ukrainische Bariton Oleksandr Pushniak mit Wums und Wärme in der Titelpartie. Die Regie macht mit ihm sehr schön deutlich, wie er lebenslang seine eigene Mitte sucht.
In seiner Frau Roxane hat der erzwungen beherrschte Herrscher ein Gegenbild, das er in seinen emotionsgeladenen Facetten fasziniert und fassungslos mit der Big-Brother-Kamera beobachtet. Agnieszka Hauzer, als Polin hörbar ganz zu Hause in der Partie, bezaubert nicht nur mit der orientalisch gefärbten Arie im Zentrum des zweiten Akts. [...]
Michael Müller-Kasztelan spielt und singt diesen Hirten – hier kein revolutionärer Volksverführer, sondern der Prophet eines innerlich befreiten Königs – mit einnehmender Intensität und aufreizendem Charme. Schritt für Schritt erkennt der alternde König so, was er ersehnt, worauf seine Eifersucht eigentlich zielt – und was ihm im dritten Akt als bärtigem Altem fehlen wird. Eine von Erfolg gekrönte Prozedur und Opernproduktion.
Kieler Nachrichten - Christian Strehk