Navigation und Service

Startseite Leichte Sprache
Inhalte ausblenden Inhalte dimmen
Domenico Oliva, Luigi Illica und andere
Giacomo Puccini

Manon Lescaut

in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Manon Lescaut zieht alle Augen auf sich. Auch der junge Des Grieux ist auf den ersten Blick in sie verliebt und rettet das faszinierende Mädchen vor dem Gang ins Kloster durch gemeinsame Flucht. Doch Manon hat ihren eigenen Kopf und lebt eine Zeit lang lieber an der Seite des steinreichen Steuerpächters Geronte als in Des Grieux’ armer Studentenbude. Als sie aber von Geronte Juwelen stehlen will, um erneut mit Des Grieux leben zu können, wird sie als Diebin zur Deportation nach Amerika verurteilt. Verzweifelt lässt sich Des Grieux im Gefolge seiner gefangenen Geliebten nach New Orleans einschiffen …

»Mir scheint, dass Puccini mehr als jeder seiner Konkurrenten der eigentliche Nachfolger Verdis sein wird«, prophezeite kein Geringerer als George Bernard Shaw, nachdem er »Manon Lescaut« gehört hatte. Puccinis Weltkarriere als erfolgreichster Opernkomponist seiner Generation begann mit dieser Literaturvertonung nach dem berühmten Roman von Abbé Prévost aus dem 18. Jahrhundert. Die titelgebende jugendliche Schönheit ist das Paradebeispiel einer allein auf ihre äußerlichen Reize reduzierten, objektifizierten jungen Frau, die dem Hype um die eigene Person nicht widerstehen kann. Die international erfolgreiche Regisseurin Julia Burbach debütiert mit »Manon Lescaut« in Kiel.

Premiere: 22. April 2023

Download: Gruppenbuchungsformular

Audio

Werkeinführung in 2 Minuten: Manon Lescaut

Pressestimmen

Tragische Verpuppung (24.04.2023)

Das berühmte sinfonische Zwischenspiel, das vor Beginn des dritten Aktes den Absturz malt und betrauert, fließt wie glühende Lava unter die Schmerzpunkte eines fatal deprimierenden Bildes auf der Bühne: Zu Puppen erstarrte junge Frauen, benutzt und verbraucht wie Wohlstandsmüll, feiern eine letzte, hoffnungslose Wiederauferstehung. ...
Für Manon gibt es kein Zurück mehr. Da kann ihr geliebter Tenor noch so schön und eindringlich singen. Ihre tragische »Verpuppung« in die falsche Richtung, vom schönen Schmetterling zur missachteten Raupe, ist zu weit fortgeschritten. Die arme Seele verdurstet hier weniger im amerikanischen Exil als in der eigenen psychischen Wüste. Gastregisseurin Julia Burbach hat das in ihrer Kieler Neuinszenierung konsequent abstrahiert und auf den Punkt gebracht.
Dazu lässt Generalmusikdirektor Benjamin Reiners die Musik derart in düstere Visionen abtauchen, wie sie vielleicht nur Giacomo Puccini parat hat – schon in seiner ersten, Wagner und Massenet gleichermaßen nahe stehenden und doch sehr italienischen Erfolgsoper von 1893. Das bewegte modische Flimmern der ersten beiden Akte, die fiebrig dramatischen Zuspitzungen, die samtweichen Schwelgereien und knallharten Schicksalsschläge – all das wird vom GMD mit den hervorragend disponierten Philharmonikern hinreißend aktiv serviert.
Und dann wird auch noch furios gesungen und agiert. Andeka Gorrotxategi sind die Fußstapfen von Caruso und Domingo als Des Grieux kein bisschen zu groß. Puccinis wohl heftigste Tenorpartie erfährt durch ihn eine fesselnde Neubelebung in kraftvoll warmen Tonströmen. Agnieszka Hauzer gelingt es in der Titelpartie einmal mehr restlos überzeugend, ein Puccini-Frauenporträt in mädchenhaften Charme, verzweifelnde Hoffnung und trostlose Todesahnung aufzufächern.

Kieler Nachrichten - Christian Strehk

Durch die rosarote Brille (23.04.2023)

Gigantische Geschenkkartons und riesige Schachteln mit ebenso riesigen Schleifchen stapeln und türmen sich meterhoch im gesamten Bühnenraum. Bühnen- und Kostümbildnerin Bettina John hat hier eine Art überdimensionales Verpackungslabyrinth, ein Schachtelgebirge geschaffen, durch das sich die konsum- und vergnügungssüchtigen Figuren ihre Wege bahnen. Alles ist in rosafarbenes Licht getaucht, und auch die Garderobe aller Beteiligten bedient sich sämtlicher Abstufungen des hellen Purpur-Bereichs: vom dezenten Zartrosa über das seröse lachs- und das gediegenere altrosa bis hin zum knalligen Pink. Mit Kitsch, Barbie World und Mädchen-Klischees hat das Ganze jedoch wenig zu tun. Hier geht es um materiellen Überfluss, Kommerz und die verkorksten Werte einer Wegwerfgesellschaft, der auch die zunächst so unschuldig unberührte Manon folgenschwer zum Opfer fallen sollte.
...
Musikalisch auffallend hervorgetan ... hat sich am Premierenabend vor allem der vom Publikum inbrünstig umjubelte Baske Andeka Gorrotxategi als Des Grieux. Mit seinem voluminösen, kraftvollen Tenor konnte er eindrucksvoll mit den schäumenden Kraftausbrüchen des Orchesters mithalten, die Dirigent Benjamin Reiners dem Philharmonischen Orchester Kiel im Graben immer wieder entlockte.
Agnieszka Hauzer als stimmlich sehr reife, aber nicht minder durchdringende Manon kam vor allem in den tragischen Momenten zur vollen Entfaltung.
...
Während das insgesamt schlüssig durchdachte Konzept der Inszenierung als Kritik an der kapitalistisch konsumsüchtigen Wegwerfgesellschaft durchaus funktioniert und mit Liebe zum Detail umgesetzt wird, bleibt der Zugang zu den Charakteren – und das vermutlich ganz bewusst – mitunter eher kontrolliert-distanziert: Obwohl Puccinis Musik vor lauter prickelnder, dahinschmelzender Momente eine geradezu überlaufende Leidenschaft verkörpert, ist man nie so richtig sicher, wie echt und bedingungslos die Liebe zwischen Manon und ihrem Des Grieux wirklich ist – zumindest bis zu dem Moment, wo alles zu spät ist. Doch das verstärkt nur noch die Wirkung des ernüchternden Einflusses der materialistischen Gesellschaft, die sich häufig über die Auslebung des wahrhaftigen und ursprünglichen Inneren legt.

concerti - André Sperber

Kritik an der Wegwerfgesellschaft: »Manon Lescaut«-Premiere in Kiel (23.04.2023)

Schwelgen in großartiger Musik und großen Gefühlen - genau darum gehe es in einer Puccini-Oper, sagt Generalmusikdirektor Benjamin Reiners, um die ganz, ganz großen Gefühle. »Jeder Romantiker, jeder leidenschaftliche Mensch kommt da richtig auf seine Kosten.« Die Musik ergreift Partei für die Liebenden und ohne die tragischen Momente wäre sie nicht so schön. »Gerade auch in den großen Gefühlsausbrüchen, wenn es wirklich darum geht, die Liebe zu verhandeln. Wir bleiben irgendwann ganz in der puren Gefühlswelt.« 
Was auch daran liegt, dass der baskische Tenor Andeka Gorrotxategi den Des Grieux einfach unwiderstehlich gibt, und die Bühnenwelt, deren Rosa schließlich verblasst, gut anzusehen ist.

NDR Welle Nord / NDR Schleswig-Holstein-Magazin - Andrea Ring (Radio) / Thomas Kahlcke (TV)