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Hugh Wheeler, Stephen Sondheim
Stephen Sondheim

Sweeney Todd

In deutscher Sprache mit Übertiteln

Dem Barbier Benjamin Barker ist schreckliches Unrecht zugefügt wurden: Weil seine Frau Lucy dem korrupten Richter Turpin gefiel, wurde Barker von Turpin nach Australien in Verbannung geschickt, Lucy vergewaltigt und ins Irrenhaus gesteckt, und Barkers Tochter Johanna von Turpin als Mündel zu sich aufgenommen. Fünfzehn Jahre nach seiner Verurteilung kehrt Barker unter dem Namen »Sweeney Todd« heimlich nach London zurück, um blutige Rache für Turpins Verbrechen zu nehmen. Als Meister seines Fachs gerühmt, hofft Sweeney Todd, auch Richter Turpin als Kunde auf seinen Rasierstuhl zu locken, den nur wenige Männer in diesem Stück wieder lebendig verlassen…
Was im »Barbier von Sevilla« als heiteres Lustspiel erscheint, tritt uns einen Monat später in »Sweeney Todd, dem Teufelsbarbier aus der Fleet Street« als bitterböse und zutiefst makabere Groteske gegenüber, die in ihrer pointierten Schärfe und gleichzeitig treffsicheren Balance zwischen Komik und Tragik im Musiktheater ihres Gleichen sucht. Der 1979 am Broadway uraufgeführte Musical-Klassiker greift auf einen Horror-Groschenroman von 1841 zurück, in dem die Missstände der Industriellen Revolution auf lustvoll schreckliche Weise angeprangert werden. Theatergenie Stephen Sondheim, der sowohl als Texter etwa der »West Side Story« als auch als Komponist (»Sunday in the Park with George«, »Into the Woods«) Herausragendes geschaffen hat, erlebte mit »Sweeney Todd« einen seiner größten Erfolge, der nicht zuletzt durch Tim Burtons Verfilmung mit Johnny Depp in der Titelrolle und Helena Bonham-Carter in der Rolle der zwielichtigen Mrs. Lovett noch vergrößert wurde.

Premiere am 26. Januar 2019

Spieldauer: ca. 2 Stunden 40 Minuten, inklusive einer Pause nach dem ersten Akt

Audio

Werkeinführung in zwei Minuten: »Sweeney Todd«

Ab dem 26. Januar 2019 im Opernhaus

Pressestimmen

Amüsantes Grusel-Karussell (28.01.2019)

... So eine Story lässt sich nur mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors bändigen.
Also taucht Regisseurin Ricarda Ludigkeit den Bühnenvorhang ertsmal - kleine Warnung vorweg - in ein blutiges Lichtermeer und setzt dann Stephen Sondheims Musical vom teuflischen Barbier von der Fleet Street (1979) am Kieler Opernhaus gelungen in die Spur - eher komödiantisch als schwarz, aber gothic-gruselig genug. ...
In der zeitlos vergangenen, graudüsteren Stadtlandschaft, in der Bühnenbildner Hans Kudlich Dr. Caligaris Expressionismus und die Comic-Stilistik von Sin City vereint, treffen sie zusammen: Sweeney Todd, dem einst der bösartige Richter Turpin Freiheit, Frau und Kund stahl, und Mrs. Lovett, die miese Pastetenbäckerin, die immer schon ein Auge auf den Barbier hatte und nun ihre Chance gekommen sieht. Jörg Sabrowskis Barbier ist ein hadernder Grübler; so einer darf bei aller Besessenheit und Menschenverachtung auch mal eins der Opfer entkommen lassen. Dazu lässt der Kammersänger seinen Bariton schön Musical-affin aus der Tiefe von Todds düsteren Gedanken strömen und immer wieder schräg in die verwundete Seele abkippen.
Heike Wittlieb setzt ihren gelenkigen Sopran spiellaunig aufs Musical-Gleis und Todd eine resolute Mrs. Lovett entgegen, eine Pragmatikerin, die umstandslos die Gelegenheit ergreift: Erst kommt das Business, dann kommt die Moral - oder auch nicht. Auf jeden Fall bommt das Pastetengeschäft dank Todds Zulieferbetrieb - und Wittlieb lässt die skrupellose Bäckerin schwarzhumorig schillern zwischen Geschäftssinn, Gewissenlosigkeit und Liebesleid.
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Natürlich ist da noch das für die Romantik zuständige junge Paar Joanna und Anthony, Todds verlorene Tochter, die der junge Seemann erstmal aus den Klauen von Richter Turpin befreien muss. Katerina von Bennigsen und Dustin Smailes intonieren zwitscherig frisch und zartschmelzend.
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In tragender Roller ist daneben immer wieder der von Lam Tran Dinh bestens einstudierte Opernchor gefordert. Der ist nicht nur raunend, schmetternd, kreischend stimmgewaltiger Verstärker und sorgt auch mal für leisen Grusel (»Überall Feuer!«); er stellt auch die lebhafte Statisterie, die das Straßenvolk so lebendig macht wie die Insassen der Irrenanstalt, in er die unglückliche Joanna landet.
Angetrieben wird das von einem enorm treibenden Soundtrack, der den inneren der Bewegungen der Figuren Luft macht und den die Kieler Philharmoniker unter Leitung von Moritz Caffier mit Gefühl auch für die opulenten Klangeffekte durch süffigen Bläserjazz, nervöses Schlagzeug, Psycho-Sägen, Orgelschauer und schmelzende Balladen steuern.

Kieler Nachrichten - Ruth Bender

Die Landreporterin hinter den Kulissen von »Sweeney Todd« in Kiel (25.01.2019)

Im Opernhaus Kiel feiert Samstagabend das Stück »Sweeney Todd« Premiere – die Geschichte des gruseligen und rachsüchtigen Barbiers. Ursprünglich stammt sie aus dem 19. Jahrhundert, dann gab es viele Adaptionen, darunter auch den Film mit Johnny Depp. Die Bühnenfassung stammt vom Broadway aus den Siebzigerjahren und fasziniert immer wieder – jetzt auch in Kiel. Unsere Landreporterin Christiane von Possel durfte vorab hinter die Kulissen schauen für Sie.

Sat 1 Regional - Christiane von Possel

Oper Kiel: Sweeney Todd (24.01.2019)

Fleischpastete statt Zuckerguss: »Der teuflische Barbier aus der Fleet Street« ist eine wunderschön schaurige Groteske mit tragischer Moral und genialem Sound.

NDR 1 Welle Nord - Andrea Ring

Die Kunst des effektiven Kehlkopfschnittes (31.01.2019)

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Der Abend in Kiel wäre allerdings kurz gewesen und hätte der Berlinerin Ricarda Regina Ludigkeit wenig Möglichkeit gegeben, das Schaurige sinnenfroh zu choreografieren, wenn Sweeney Todd schon am Ende des ersten Aktes seine Rache an Richter Turpin befriedigt hätte. ... Die Handlung sei allenfalls erahnbar, auch aus der umfangreichen Zahl der Mitwirkenden, die mit größter Freude am Makabren bei der Sache waren. In der Titelrolle spielte Jörg Sabrowski mit einem durchschlagenden Bariton die expressive Titelfigur. In wahren Rachearien schrie er seine Wut heraus, konnte dennoch auch lachen und an der Ungerechtigkeit verzweifeln. Auch Heike Wittlieb bei ihrem Tun zuzuhören, war eine Lust, vor allem, wenn sie mit ihrem schönen Sopran das verfeinerte Backwerk lobt. Gabriele Heimann hatte sie - wie die anderen - hübsch angezogen, wobei die Kleider der Mrs. Lovett den Geschäftserfolg unterstrichen. Waren sie zu schicklich, dass Sweeney standhaft blieb? Wer weiß, aber dass sie durch ihn wie einst Gretel im Backofen endete, war eine der Notwendigkeit geschuldete Vorsichtsmaßnahme.

Das Gegenstück war das herzhaft naive junge Paar. Bei stimmungsvollem Vogelgezwitscher und auf Julias Balkon durfte Katerina von Bennigsen als liebliche Tochter Joanna das Mitleid auf sich ziehen, so wie Dustin Smailes es als idealistischer Anthony tat. Wie einst Romeo oder auch Papageno schmachtete er: »Ich fühl‘ dich, Joanna!«. Aber solch köstliches Liebesleid gehört als Erholung vom Düsteren ebenso dazu, wie die Komik der Szene mit Pirelli, dessen Scharlatanerie Michael Müller-Kasztelan vollwertig traf. Den mächtigen Gegenspielern gaben Hans Neblung und Fred Hoffmann Statur und kräftige Stimmen, der erste als penetrant eifersüchtiger Turpin, der andere als loyalerer Büttel Bamford. Wenig Bedauern hatte der Zuschauer mit ihrem Schicksal, mehr mit dem von Katharina Lochmanns herzzerreißender Bettlerin und Sascha Steads zurückgebliebenem Tobias. Beider Schicksal rührte an in diesem Bilderbogen der traurigen Gestalten, sie als Verachtete und Verstoßene, er als närrischer Prophet mit großem Beschützerinstinkt.

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Unser Lübeck - Arndt Voß