Di | 28.01. | 20:00 | Restkarten | ||
Mi | 05.02. | 15:00 | Restkarten | ||
Mi | 12.03. | 20:00 | Ausverkauft | ||
So | 23.03. | 16:00 | Ausverkauft | ||
Sa | 10.05. | 20:00 | Ausverkauft | ||
Sa | 12.07. | 20:00 | Restkarten |
Die wirtschaftliche Lage in Güllen ist schlecht. Die Kleinstadt ist ruiniert, zerfallen, verwahrlost. Den Niedergang stoppen soll der Besuch der Milliardärin Claire Zachanassian, berühmteste Tochter der Stadt. Um der Wohltätigkeit der reichen und mächtigen Frau auf die Sprünge zu helfen, spielt ihr zu Ehren die Stadtmusik auf dem Marktplatz und der Turnverein bildet eine Pyramide. Die größten Hoffnungen jedoch setzen die Güllener in Alfred Ill, ihren beliebtesten Mitbürger, der seine Jugendliebe zu umschmeicheln versucht. Die alte Dame ist tatsächlich bereit, Güllen nicht weniger als eine Milliarde Mark zu schenken – unter einer Bedingung: Jemand muss Alfred Ill, der sie als schwangere junge Frau hat sitzen lassen und seine Vaterschaft verleugnete, töten. Entrüstet lehnt der Bürgermeister ihr Angebot ab. Im Namen der Menschlichkeit. Doch Claire Zachanassian ist geduldig.
Friedrich Dürrenmatt nennt sein Stück selbst »eine tragische Komödie«, fast gleichnishaft handelt es von Gerechtigkeit und Rache, Gier und brüchiger Moral, Verlogenheit und menschlicher Schwäche.
Premiere: 11. Oktober 2024 (Schauspielhaus)
Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass in dieser Inszenierung körperliche und psychische Gewalt dargestellt und thematisiert wird.
Pressestimmen
starke schauspielerische Leistungen (13.10.2024)
Die Inszenierung unter der Regie von Annette Pullen besticht durch starke schauspielerische Leistungen im gesamten Ensemble und eine atmosphärische, wenngleich minimalistische Bühnengestaltung. Besonders hervor sticht einmal mehr Marko Gebbert, dessen Alfred ein Wechselbad der Gefühle von blanker Panik über Paranoia und kalte Angst bis hin zu einem dramatischen Defätismus.
Aber auch die anderen Güllener erfahren so manche Wandlung, allen voran der Bürgermeister (Nikolaus Okonkwo), der zunächst, wie alle, Menschenrechte und -würde hochhält, Alfred später aber nur wenig subtil nahelegt, sich für das Wohl aller zu opfern.
In weiteren Rollen wissen vor allem Jennifer Böhm (Lehrerin), das Ensemble-Neu-Mitglied Tomte Heer (Polizist) und Mischa Warken, der einmal mehr (wie unter anderem in „Lazarus“) beeindruckende Gesangseinlagen liefert.
Ein Theaterabend, der lange nachwirkt und zum Nachdenken anregt.
Verhältnis von Gier und Moral (12.10.2024)
Wie das Verhältnis von Gier und Moral langsam kippt, die Gesellschaft zügig vergiftet, wie sie sich das Unrecht gerecht redet, das wird in Annette Pullens schrill-grotesker Inszenierung gut sichtbar. Und nebenbei kommt das stark seiner Zeit verhaftete Stück auch im Heute an. Mit Figuren, die gekonnt am Rand des Menschlichen entlangschrammen und sich gar nicht sattsehen können an ihren neuen Goldschuhen. Oder im kleinen Beatles-Soundtrack, für den sich das Ensemble unter Leitung von Bettina Rohrbeck prima schräg zum Chor aufschwingt.
Claire Zachanassian und Alfred Ill wirken da eher als primi inter pares. Ellen Dorn lässt Claire als kühle Diva schillern und dann zur geschäftssinnigen Rachegöttin versteinern. Nur um sie am Schluss als sentimental Liebende zu entblättern. Marko Gebberts Ill ist ein hübsch großmäuliger Hillbilly-Gigolo, der bald zum MeToo-Jammerlappen mutiert. Und Ills großes Schuldbekenntnis verdampft hier sinnig im Kleinformat.
Spaß macht auch, wie die Stadtgesellschaft zur großen Verschwörung verfließt: Katharina Abts Pastorin ein Monster der Bigotterie, Regine Hentschel erst unübersehbar graue Maus (Ärztin), dann giggelndes Karnevalspräsent (Ills Gattin). Mit sanfter Stimme beschwört Nikolaus Okonkwos Bürgermeister das Menschenrecht, nur um es sogleich jovial beiseite zu wischen. Und Tomte Heer, wie Hentschel neu im Ensemble, lässt den Polizisten unheimlich zwischen Opportunismus und Sadismus schlingern. Einzig Jennifer Böhms aufrechte Lehrerin hält da noch eine Weile die Fahne des Rechts hoch.
Daneben wechseln Tiffany Köberich und Tristan Taubert versiert durch Diener- und Geschwisterpaare, glänzt Mischa Warken unter anderem als Ehemann Nr. 8 mit Elvis-Sound und aus der Spur gewehter Tolle.
Kieler Nachrichten - Ruth Bender