Rani Calderon

Rani Calderon hat gerade seine dreijährige Verpflichtung als GMD der Israel Sinfonietta Beer-Sheva, ein Kammerorchester im Süden von Israel, beendet. Zuvor (2015-2018) war er GMD an der »Opera national de Lorraine« in Nancy, Frankreich, und am Teatro Municipal de Santiago de Chile (2009-2012).
Als Dirigent, Pianist und Komponist, fühlt er sich sowohl im symphonischen als auch im Opernrepertoire zu Hause. Seine berufliche Karriere, die mit 23 Jahren angefangen hat, hat ihn nach Europa und Amerika geführt. Seine Kenntnisse von sieben Sprachen erlauben ihm ein großes Repertoire zu dirigieren, besonders im Opernfach, dazu auch direkt und präzise mit Musikern und Solisten aus der ganzen Welt zu kommunizieren.
1972 in Israel geboren, hat Rani Calderon an den Musikakademien in Tel Aviv und Jerusalem bei den besten Lehrern seiner Zeit studiert. Seine Klavierlehrerin war die legendäre israelische Pianistin Pnina Salzman, eine Schülerin Alfred Cortots. Er studierte Dirigieren bei Maestro Mendi Rodan und Maestro Noam Sheriff und Komposition bei Prof. Yitzhak Sadai.
Anschließend ging er nach Europa und studierte die verschiedenen Opernstile bei Meistern ihres Faches: Maestro Bruno Rigacci in Florenz - der in seiner Jugend ein Assistent Tullio Serafins war- , Janine Reiss in Paris – der anerkanntesten und einflussreichsten französischen Repetitorin der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts und eine enge Mitarbeiterin von Maria Callas. Er arbeitete auch mit Richard Trimborn und Rita Loving in München und mit Tom Christoff in Dresden – alle weltbekannte Experten des deutschen Repertoires.
Calderons erstes Auftreten als Operndirigent war beim »Spazio Musica« in Orvieto, Italien, wo er in drei aufeinanderfolgenden Jahren (1996-98) den ersten Preis gewann und Aufführungen von Puccinis »Suor Angelica«, »Madama Butterfly« und »Il Tabarro“ dirigierte. In der Folge baute er eine internationale Karriere auf, in der er als Opern- und symphonischer Dirigent ein weites Repertoire abdeckte. Er dirigierte an verschiedenen wichtigen Opernhäusern und Festivals wie an der Semperoper Dresden, (»Faust«, »Rigoletto«, »La bohème«), Theater an der Wien (»Il Trittico«), La Monnaie in Bruxelles (»Il Viaggio a Rheims«), Teatro Regio di Torino (»La Traviata«), The Royal Danish Opera (»Semiramide«), Opéra National de Lorraine (»Turandot«, »Nabucco«, »Aleko« und »Francesca da Rimini« von Rachmaninoff, – im französischen Fernsehen ausgestrahlt), Monte-Carlo (»Andrea Chenier«), Toulouse (»Euryanthe« & »Oberon«),Toulon (»Ariadne auf Naxos«, »Don Giovanni«), Bilbao (»Faust«), the New Israeli Opera (»Rigoletto«, »Il Trittico«, »Turandot«), St. Etienne (»Thais« während des Massenet Festivals 2009, wurde auch auf Mezzo ausgestrahlt), Graz (»Elisir d'amore«), Martina Franca (Meyerbeers »Semiramide« erschien als kommerzielle CD bei Dynamic), Liege (»La Gioconda«, »La Vie Parisienne«), St. Gallen (»Le Nozze di Figaro«).
Er dirigierte ein großes symphonische Repertoire von Haydn bis zu unserer Zeit mit mehreren symphonischen Orchestern wie dem Orchestre National de Belgique, dem Russischen Philharmonischen Nationalorchester in Moskau, Orchestre National d'Ile de France, dem Orchestre National de Montpellier, Orquesta del Principado de Asturias Oviedo, dem Israelischen Symphonie-Orchester, der Sofia Phiharmonie, dem Rumänischen Radio-Orchester und anderen.
2002 wurde Rani Calderon ans Teatro Municipal de Santiago de Chile eingeladen, um Glucks »Orphee et Eurydice« zu dirigieren. Sein außergewöhnlicher Erfolg beim Orchester, dem Chor und dem Publikum führte dazu, dass er regelmäßig als Gastdirigent wiederkehrte und dabei ein vielfältiges Opernrepertoire abdeckte (»Pagliacci« & »Schicchi« mit Leo Nucci 2003, »Don Giovanni« 2006, »Un Ballo in Maschera« 2008, »Tristan und Isolde« und »L'Italiana in Algeri« 2009).
Calderon wurde 2010 Musikdirektor der Filarmonica de Santiago - des Theaterorchesters - und während der Anstellung für drei Spielzeiten gestaltete er das neu formierte Orchester zu einer soliden Gruppe mit einem beachtlichen Musikprofil, das bei Publikum und Kritikern großen Anklang fand. Er setzte dem ständigen Wechsel der Musiker ein Ende, verlieh den Solisten größere Wichtigkeit und Autorität, führte intensive Registerproben ein, und initiierte eine jährliche Woche des Orchester-Coachings mit Musikern aus Übersee.
In diesen Jahren setzte er seine Erkundung des Opernrepertoires fort (»Elektra« & »Macbeth« 2010, »Ariadne auf Naxos«–Erstaufführung in Chile & »Aida« 2011, »Lucrezia Borgia« & »Tannhäuser« 2012) und fügte ehrgeizige Projekte zum Repertoire des Orchesters hinzu, wie die chilenische Uraufführung von Debussys »Jeux«, und die ersten vier Symphonien von Gustav Mahler.
Nach dem außergewöhnlichen Erfolg der neuen Produktion von »Turandot« an der Opera national de Lorraine im Jahr 2013, wurde er für die Saison 2014-15 zum ersten Gastdirigenten berufen und im Anschluss daran für drei Jahre von 2015-16 an zum GMD.
In dieser Zeit hat Calderon das Orchester durch eine neue Repertoire-Strategie wieder aufs Neue motiviert, indem er sich vor allem auf das Klassische und Französische Repertoire konzentriert, ohne andere wichtige Repertoires zu vernachlässigen. Ein sehr vielfältiges Opernrepertoire, das er dirigiert, ergänzt diese Arbeit. An der Opera national de Lorraine hat er in den folgenden vier Jahren »Nabucco« (Verdi), »Aleko« und »Francesca da Rimini« (Rachmaninoff), »Orfeo ed Euridice« (Gluck) und »Die Perlenfischer« (Bizet), »Der Goldene Hahn« (Rimski-Korsakov), »Ariadne auf Naxos« (Strauss), »Don Giovanni« (Mozart) und »Ein Maskenball« (Verdi) dirigiert.
Calderon hat die Stadt überzeugt, dem Orchester statt ihres alten Probenraums die Bühne des Konzertsaals »Salle Poirel« - wo die symphonischen Konzerte stattfinden - als Probebühne zu geben. Im größeren Rahmen hat er versucht, die Rolle des Theaters und des Orchesters in der Stadt durch verschiedene Aktivitäten sichtbarer zu machen und ihr Image aufzupolieren, wie zum Beispiel durch das Kammermusik-Wochenende »Classique Poursuite«, bei dem die Musiker des Orchesters und er am Klavier Kammermusikkonzerte an verschiedenen Orten der Stadt spielten.
Er hat die Verbindung zum »Conservatoire Regional du Grand Nancy« hergestellt, und dirigiert jedes Jahr das Schlusskonzert im Konservatorium mit dem Studentenorchester.
2020 kehrte Calderon zurück nach Israel und wurde zum GMD der Israel Sinfonietta Beer-Sheva ernannt. S eine intensive Arbeit hob das musikalische Niveau des Orchesters wieder an, wobei er in zwei Spielzeiten die neun Beethoven-Symphonien aufgeführt hat, um eine gemeine musikalische Sprache mit den Musikern aufzubauen. Dazu dirigierte er sehr erfolgreiche Aufführungen von »Figaros Hochzeit«, »Don Giovanni« (beide halbszenisch) und Mozarts Requiem mit erlesenen israelischen Solisten, deren Rollendebüts er persönlich einstudierte.
An der Ben-Gurion Universität hat Calderon 3 Jahre einen »Klassische Musik«-Kurs unterrichtet, wobei Studenten, die keine Kenntnisse von klassischer Musik hatten, eine Einleitung zu Formen, Instrumenten und anderen Aspekten des Orchesters und Musik bekommen haben. Der Kurs enthielt eineinhalb Stunden Vortrag, sowie eine Stunde Konzert, das mit dem ganzen Orchester, und wenn nötig auch mit Solisten, gespielt wurde. Im Repertoire gab es Sinfonien und Konzerte von Haydn, Mozart, Beethoven, Chopin, Schumann usw. sowie Arien und Ensembles von Opern.
Calderon hat an der Jacob’s School of Music der Indiana Universität, Bloomington, USA, als Dirigent mit den Orchestern arbeitet, Konzerte und Opern geleitet, sowie dirigieren unterrichtet. Dort hat er »Les Dialogues des Carmelites« von Poulenc (Produktion von Francesca Zambello) sowie symphonische Konzerte dirigiert.
Rani Calderon ist Komponist und hat verschiedene Liederzyklen auf Russisch zu Texten von Pushkin für Gesang und Orchester (oder Klavier) komponiert. Dazu noch eine Lyrische-Szene »zu Ovid« – mit Text immer noch von Pushkin - für Bass, Chor und Orchester. Er hat eine große Oper (auf französisch) nach Victor Hugos »Notre-Dame de Paris« komponiert, deren Orchester-Vorspiel 2019 beim Colmar Festspiel uraufgeführt wurde. Gegenwärtig arbeitet er an einem neuen Opernprojekt – »Orfeo« – nach Ovid.
Rani Calderon beherrscht sieben Sprachen: Hebräisch, Englisch, Italienisch, Französisch, Deutsch, Russisch und Spanisch. Er lernt zurzeit Altgriechisch und Latein.
In Kiel hat er in der Spielzeit 2015/16 bereits »Carmen« dirigiert.