Henrik Wiese
Der deutsche Flötist Henrik Wiese entstammt einer Hamburger Kaufmannsfamilie und wurde 1971 in Wien geboren. Seine künstlerische Ausbildung genoss er bei Ingrid Koch-Dörnbrak und Paul Meisen. Außerdem absolvierte er ein Studium der Indogermanistik, Allgemeinen Sprachwissenschaft und Musikwissenschaft in München.
Henrik Wiese wurde bei Wettbewerben mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, so u. a. beim Deutschen Musikwettbewerb (1995), bei den internationalen Wettbewerben in Kobe/Japan (1997), Markneukirchen/Deutschland (1998), Odense/Dänemark (1998) und beim ARD-Wettbewerb in München (2000).
Als Substitut hat er während seines Studiums Orchestererfahrung bei den Münchner Philharmonikern unter Sergiu Celibidache sammeln dürfen. Von 1995 bis 2006 war er Soloflötist an der Bayerischen Staatsoper (GMD Zubin Mehta). Seit 2006 ist Henrik Wiese Soloflötist im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (Chefdirigenten Mariss Jansons und Sir Simon Rattle).
Henrik Wiese ist Synästhetiker, d. h. er hört Farben. Diese seltene Gabe der Natur ist für ihn eine wichtige Inspirationsquelle seiner künstlerischen Tätigkeit.
Unter dem Dirigat von Herbert Blomstedt, Christoph von Dóhnanyi, Manfred Honeck, Mariss Jansons und vielen mehr spielte Henrik Wiese Solokonzerte beispielsweise mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Orchester des Maggio Musicale Fiorentino, dem Bayerischen Staatsorchester, dem Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin, der NDR-Elphilharmonie, der Radiophilharmonie der NDR Hannover, dem Kammerorchester des MDR, der Polnischen Kammerphilharmonie, dem Prager Kammerorchester oder dem Münchner Kammerorchester. Mit seinen eigenen, teilweise improvisierten Kadenzen (nicht nur zu klassischen Konzerten!) schafft er sich auf der Bühne Raum für Kreativität.
Seine breitgefächerte künstlerische Tätigkeit ist vor allem im Bereich der Kammermusik durch mehrere CD-Aufnahmen dokumentiert.
Neben der modernen Böhmflöte spielt Henrik Wiese auch Traversflöte und ist auf diesem Instrument in der Accademia giocosa, einem Ensemble für Alte Musik, zu hören.
Henrik Wiese hat am Salzburger Mozarteum sowie an deutschen Musikhochschulen u. a. in Hamburg, Leipzig und Bremen über viele Jahre gelehrt, zuletzt auf Professuren. Er war Jurymitglied beispielsweise beim ARD-Wettbewerb in München, beim Internationalen Musikwettbewerb in Genf, beim Flötenwettbewerb in Kobe/Japan, beim Aeolus-Wettbewerb in Düsseldorf und beim Deutschen Musikwettbewerb. Außerdem gab er Meisterkurse in China, Dänemark, Deutschland, Italien, Kolumbien, Norwegen, Spanien und den USA sowie Meisterklassen in diversen Ländern (vor allem aber in Japan). In speziellen Workshops vermittelt er das Schreiben von klassischen Kadenzen, entwickelt das intonatorische Hören und erarbeitet die Orchesterliteratur.
Sein wissenschaftliches Interesse zeigt sich in seiner umfangreichen herausgeberischen Tätigkeit für namhafte Verlage wie Breitkopf & Härtel, Universal Edition oder dem G. Henle Verlag. Sein Hauptinteresse liegt dabei allgemein in den Werken Mozarts, des Bach-Schülers Johann Philipp Kirnberger und des Leipziger Gewandhaus-Kapellmeisters Carl Reinecke. Derzeit arbeitet er an einer Ausgabe von Mozarts Linzer Sinfonie KV 425 für Breitkopf & Härtel. Ihr gingen die Editionen der Hafner-Sinfonie KV 385 und der Großen g-Moll-Sinfonie KV 550 voraus.
Seine bei Universal Edition erschienenen Anthologien von Probespielstellen wurden ausgezeichnet: The Flute Audition (UE 36 419) erhielt den Music Award 2019 in der Kategorie "Flute methods" der US-amerikanischen National Flute Association. Der Nachfolgeband The Piccolo & Alto Flute Audition (UE 38 080) wurde mit dem Deutschen Musikeditionspreis 2021/2022 ("Best Edition") gewürdigt.